Jesus Christus spricht:
Wer zu mir kommt,
den werde ich nicht abweisen.
Johannes 6,37
Herausgeberin:
Elisabeth Neijenhuis, Freie Lektorin, Heidelberg
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Jahreslosung 2022
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Johannes 6,37
Die Delegierten der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen haben uns für das Jahr 2022 wieder einmal nicht nur mit einer äußerst vielseitigen und herausfordernden Auswahl von Texten für die tägliche Bibellese versorgt, sondern sie haben uns auch wieder reich beschenkt mit einer Jahreslosung für das Jahr 2022: einem Christus-Wort aus dem Johannesevangelium.
Ich gebe es offen zu: Als ich diese Jahreslosung zum ersten Mal sah, war ich überhaupt nicht von ihr angetan. Was will mir das denn wohl sagen?, seufzte ich vor mich hin. Soll ich etwa wieder sämtliche Menschen liebhaben, selbst die, die mich kränken, obwohl ich ihnen so freundlich entgegentrete, wie es mir nur möglich ist? Muss ich etwa das ganze Jahr über ein schlechtes Gewissen haben, weil es mir ganz sicher nicht gelingen wird, jedem, wirklich jedem trotz Kränkung und Angst vor neuer Kränkung offen und unvoreingenommen die Tür meines Herzens zu öffnen?
Ja, ich habe die Jahreslosung immer wieder beiseite gelegt und mit ihr gehadert, obwohl ich wusste, dass ich Ihnen einige Zeilen dazu als Begrüßung in den neuen Kalender hineinschreiben soll. Bis ich merkte, dass sich etwas bei mir änderte: Ich las, ja hörte plötzlich immer öfter und deutlicher das „Jesus Christus spricht“ und begriff auf einmal: Es geht gar nicht um eine Anforderung an mich, sondern darum, dass Christus hier ein Angebot macht, das absolut voraussetzungslos ist. „Wer zu mir kommt“ – das kann doch jede und jeder sein, gleichgültig, aus welchem Land der Erde stammend, ob klug oder nicht, ob reich oder arm, ob krank oder gesund, ob wer-weißwie beliebt in den „sozialen Medien“ oder dort mit vielen „Dislikes“ in die Ecke gestellt. Gleichgültig, ob „Juden oder Griechen“, wie der Apostel Paulus es im Römerbrief ausdrückt.
Die Jahreslosung 2022 betrachte ich seither, wie eingangs gesagt, als ein Geschenk: Es wurde mir eine Einladung zu einem erstaunlichen Ereignis überreicht, zu einer Begegnung, die ich nicht verpassen möchte. Und so hat sich meine anfängliche Skepsis gewandelt in Freude, diese Einladung an Sie weiterzugeben, liebe Leserinnen und Leser des Kalenders: „Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“
Ihre Elisabeth Neijenhuis
Wie alle Jahre bedanke ich mich herzlich bei allen, die an diesem Kalenderjahrgang mitgearbeitet haben. Viele Beiträgerinnen und Beiträger schreiben schon seit vielen Jahren mit und teilen jedes Jahr ihre Freude an den Bibeltexten genau wie ihre Fragen daran mit uns allen. Manche haben zum ersten Mal mitgeschrieben, andere verabschieden sich mit diesem Kalender aus ihrer treuen langjährigen Mitarbeit. Mögen die geschriebenen und ab jetzt das Jahr über gelesenen, nach-gedachten und mit-gebeteten Bibeltexte, Andachten und Gebete uns allen zum Segen gereichen!
Tagesspruch: Hebräer 13,8
Tageslied: EG 64 oder EG.E 23
Altes Testament: Josua 1,1 – 9
Epistel: Jakobus 4,13 – 15
Evangelium: Lukas 4,16 – 21
Wir lesen Sprüche 16,(1 – 8)9
Ein neues Jahr beginnt. Was wird es bringen? Manche Sicherheiten sind in den letzten Jahren brüchig geworden. Wir haben erleben müssen, wie etwas winzig Kleines wie ein Virus genügt, um eine ganze Welt durcheinanderzubringen und zu verändern. Wie wichtig ist es, immer wieder ein wenig Abstand von der Last des Tages zu finden, wie heilsam ist der Blick in die Bibel. Sie erzählt, gerade auch im Alten Testament, von den Wechselfällen des Lebens, von Freude und Not, von Neuanfängen, von Umkehr. Sie erzählt auch von der Erfahrung, wie es ist, in allen Situationen des Lebens, Gott, und sei es manchmal ganz im Verborgenen, an der Seite zu wissen als den guten Hirten, aber auch als Mahner, Tröster, Rufer. Besonders die Weisheitsbücher des Alten Testaments bringen das Leben in seinen Ungewissheiten und Wechselfällen vor Gott, mit Nüchternheit und Vertrauen. Eine Verdichtung dieser Grunderfahrung ist die Einsicht: Der Mensch denkt, Gott lenkt. Nicht immer gehen beide im Gleichschritt, aber auf dem gleichen Weg. In jeder Erfahrung sind Krise und Chance zugleich verborgen. Neues und Ungeplantes verunsichern, müssen uns umdenken lassen, verweigern sich unserem Willen. Aber sie geben auch Gelegenheit, Gewohntes zu überprüfen und manches in Frage zu stellen, ob es heilsam und gut sei. Sie können Anlass sein, neue Wege zu wagen. „Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg, aber Gott lenkt den Schritt“ ist nicht die resignierende Erkenntnis, dass es eh anders kommt, als man denkt, sondern dieser Satz will uns Mut machen, unsere Wege, Pläne und Gedanken immer wieder vor Gott zu bringen, nach seinen Wegen für uns zu suchen. Was möchte er? Wohin will er uns führen? Wie können wir unseren Weg in Liebe mit anderen zusammen gehen? Der Gott, der den Schritt lenkt, ist ein Gott des Lebens. Ein neues Jahr beginnt. Empfangen wir es aus Gottes Hand.
Till Hüttenberger
Gott, hilf uns, Deine Spuren in unserem Leben zu erkennen und alles, was uns begegnet, Freude und Leid, in Deiner Liebe und Deiner Barmherzigkeit anzunehmen und zu gestalten. Amen.
Tag der Beschneidung und Namengebung Jesu (Tageslied EG 62 oder 65) | 1484 * Huldreich Zwingli | 1504 * Caspar Cruziger, Professor der Theologie in Wittenberg, Mitarbeiter Luthers | 1863 Emanzipationsproklamation durch Präsident Lincoln | 1899 Evangelische Frauenhilfe gegründet
Wochenspruch: Johannes 1,14b
Wochenlied: EG 34 oder 36
Altes Testament: Jesaja 49,13 – 16
Epistel: 1. Johannes 1,1 – 4
Evangelium: Lukas 2,(22 – 24)25 – 38(39 – 40)
Wir lesen 1. Johannes 1,1 – 4
Wir haben gehört. Wir haben gesehen. Wir haben betrachtet. Wir haben mit unseren Händen betastet. Langsam, ganz allmählich gewinnt das Wort vom Leben Gestalt. Der Verfasser des 1. Johannesbriefs überwältigt nicht, sondern führt Schritt für Schritt zum Geheimnis der Menschwerdung Gottes. Vom Himmel hoch kommt das Wort des Lebens auf die Erde, um uns zu verwandeln. „Was von Anfang an war“ – mit diesen Worten beginnt der Briefschreiber und schlägt ganz bewusst den Bogen zum Anfang des Johannesevangeliums. Kein Zweifel: Das Geschehen, das hier beschrieben wird, beansprucht universale Geltung. Über alle Zeiten hinweg, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Wir sollen und dürfen von Weihnachten nicht zu klein denken. Im Gegenteil. Wir können gar nicht groß genug von dieser Geschichte reden und erzählen. Denn das ewige Leben ist erschienen, und Gott hat seinen Sohn in die Welt gesandt, um Frieden auf Erden zu machen. Weihnachten öffnet uns die Augen für diese waghalsige, riskante Geschichte Gottes, der sich den Menschen ausliefert. Je länger wir über dieses Geheimnis der Menschwerdung Gottes nachdenken, umso klarer wird Gottes Wille darin erkennbar. Sein Wille für eine Welt, in der Kinder nicht an ihrem Leben verzweifeln müssen. Sein Wille für eine Welt, in der alte Menschen nicht verbittert auf ihr Leben zurückschauen. Für eine Welt, in der Mitgefühl und Barmherzigkeit zu spüren sind. Wir haben gehört. Wir haben gesehen. Wir haben betrachtet. Wir haben mit unseren Händen betastet. Die Geschichte des Kindes in der Krippe geht weiter und sucht auch nach uns. Das Wort vom Leben ruft uns in die Nachfolge. Wir eilen zur Krippe. Dort finden wir das ewige Leben. Das Licht, das in unsere Finsternis scheint, die Freude, die unsere Herzen verwandelt, und die Gemeinschaft, die uns mit Gott selbst verbindet.
Gabriele Wulz
Herr, unser Gott, Du bist Mensch geworden, damit wir Menschen werden. Lass uns Dein Licht leuchten, dass wir sehen und begreifen, wer Du bist und was Du willst. Amen.
379 † Basilius d. Gr., Bischof und Mönchsvater in Kappadozien (ev. Gedenktag; Sterbetag: 1.1.) | 1801 † Johann Kaspar Lavater, Theologe, Schriftsteller in der Schweiz | 1870 * Ernst Barlach, Bildhauer, Dichter, Dramatiker und Graphiker | 1872 † Wilhelm Löhe, Erneuerer der lutherischen Kirche in Bayern
Wochenspruch: Johannes 1,14b
Wochenlied: EG 34 oder 36
Wir lesen Johannes 1,19 – 28
Vor vielen Jahren arbeitete ich in einem Handelsunternehmen in der damaligen DDR. Mein Vorgesetzter, Hauptbuchhalter und Finanzchef, beauftragte mich mit dem Controlling weit über Thüringen verstreuter Filialen. Ich untersuchte Betriebsabläufe und die Wirtschaftlichkeit. Hatte ich Erfolg und löste Probleme, erklärte er: „Das haben wir Kollegen B. zu verdanken.“ Bei Misserfolgen sagte er nur: „Tut mir leid, ich habe das nicht geschafft …“. War das Bescheidenheit oder gar Demut? Vielleicht ein wenig von beidem. Sich nicht in den Vordergrund zu stellen, dient dem Erfolg des Unternehmens – es geht ja um die Sache. So war das mit Johannes, diesem charismatischen Prediger. Einer, den die Leute suchten und auf den sie Hoffnung setzten. Aber: der seinen Auftrag nicht aus den Augen verlor! Darum sagte er das: „Ich bin’s nicht! Ich bin dessen nicht würdig, der nach mir kommen wird …“. Welche Bescheidenheit! Welche Demut! Wer sich so verhält, läuft nicht Gefahr, dass ihm die Menschen wie einem Rattenfänger folgen. Sie werden ihn verehren, gewiss. Aber ihn niemals über alles setzen. Nein, Johannes stößt die Leute nicht zurück. Er ist weiter für sie da. Predigt. Tauft. Denn es geht ihm um die Sache und sonst nichts. – Selbst moderne Charismatiker können das, so wie einst Elvis Presley: „Nennt mich nicht King. King ist nur einer: Jesus.“ Eben.
Thomas Begrich
Wo ich geh und steh, sollst Du bei mir sein. Wo ich red und schweig, soll ich wissen, wozu. Gib mir stets die Kraft, das zu tun, was vor Dir richtig ist, o Herr. Amen.
Eva Strittmatter veröffentliche mehr als 20 Lyrikbände. Sie reflektierte darin weniger die politischen Umstände des Lebens in der Zeit der DDR oder danach als das Sein und Fühlen als Mensch in dieser Welt. Damit erreichte sie Millionen Menschen und wurde eine der bedeutendsten deutschen Lyrikerinnen:
Zum Wort, das uns anvertraut ist, zu stehen.
Es mag mir ruhig Schaden geschehen.
Geschieht nur dem Geist der Wahrheit kein Leid.
um 306 † Gordius, Märtyrer in Kappadozien | 1537 Schmalkalische Artikel | 1559 † Matthäus Ratzeberger | 1934 „Freie reformierte Synode“ in Barmen-Gemarke | 1972 † Frans Masareel, flämischer Maler und Graphiker | 1988 † Rose Ausländer, deutsch- und englischsprachige Schriftstellerin/Lyrikerin | 2011 † Eva Strittmatter, Lyrikerin
Wochenspruch: Johannes 1,14b
Wochenlied: EG 34 oder 36
Wir lesen Johannes 1,29 – 34
„Dort meint man den ganzen Menschen.“ So begründete mir gegenüber in den 1980er Jahren der Sekretär für Gesundheitswesen einer SED-Bezirksleitung, warum er nur in ein kirchliches Krankenhaus gehen würde. Damit hatte er erfasst – und erlebt! –, worauf es für uns Christen ankommt: als solche erkennbar zu sein, unseren Glauben so zu leben, dass man sehen kann, wovon wir uns leiten lassen: die Liebe Gottes den Menschen weitergeben. Johannes der Täufer hat Jesus erkennen dürfen, ehe Jesu Wirken offenbar wurde. Das war der Anfang. Jesus ging von nun an seinen Weg und verkündete den Menschen Gottes Barmherzigkeit. Durch sein Reden und Handeln zeigte er uns, wie auch wir leben sollen. Dabei ist das oft unendlich schwer! Hat etwa Georg Elser, der Hitler-Attentäter, aus christlicher Überzeugung gehandelt und trotzdem den Tod vieler Menschen in Kauf genommen, um den Tod von Millionen Menschen zu verhindern? Darf man das? Jesus starb lieber am Kreuz, statt einen Aufstand zu provozieren. Was ist das richtigere Zeichen? Ein jegliches hat seine Zeit, heißt es schon in der Schrift. Eine Zeit, Leben zu erhalten, eine Zeit Leben zu nehmen? Welcher von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Das ist die Antwort von Jesus. Er kann verzeihen. Wenn wir verantwortlich handeln. Als Christen. Erkennbar. Amen.
Thomas Begrich
Lehre uns, Herr, das Rechte zur rechten Zeit zu tun. Hilf uns, als Deine Glieder erkennbar zu bleiben, durch Jesus Christus, unsern Herrn. Amen.
Elser stammte aus einfachen Verhältnissen. Als Tischler führte er ein etwas unstetes Leben, zugleich war er politisch hellwach und verfolgte mit wachsender Sorge die brutale Politik der Nationalsozialisten. Schließlich entschloss er sich nach der Entfesselung des Zweiten Weltkrieges, Hitler und seine engsten Gefolgsleute durch ein Bombenattentat zu beseitigen, um so noch Schlimmeres zu verhüten. Hitler entging dem Anschlag vom 8. November 1939. Georg Elser aber wurde noch kurz vor Kriegsende im April 1945 von den Nazis ermordet.
1786 † Moses Mendelssohn, deutscher jüdischer Philosoph | 1849 Zentralausschuss für Innere Mission gegründet | 1876 * Konrad Adenauer | 1903 * Georg Elser | 1946 † Fritz von Bodelschwingh d. J., Glaubenszeuge in Westfalen
Wochenspruch: Johannes 1,14b
Wochenlied: EG 34 oder 36
Wir lesen Johannes 1,35 – 51
Ach, es scheint so einfach, sich auf Jesus einzulassen – jedenfalls, wenn man hier im christlich und demokratisch geprägten Europa aufwächst. Hier kann man getrost seinem Nachbarn erzählen, dass man sonntags in der Kirche war. Aber anderswo? In wie vielen Ländern dieser Erde werden Christen diskriminiert, ausgegrenzt, verfolgt oder gar getötet? Da ist etwa dieses Mädchen aus Nigeria, Leah Sharibu: Sie wurde 2018 mit anderen christlichen Mädchen von Islamisten gefangen genommen. Während die anderen Mädchen frei kamen, weil sie zum Islam konvertierten, weigerte sich Leah – und blieb weiter in Gefangenschaft. Kann der Glaube an Jesus Christus wirklich eine so unglaubliche Kraft geben? Was für ein Wagnis kann es sein, sich auf Jesus einzulassen? Und welches Vertrauen muss man auf ihn setzen, trotz aller Ungewissheit, trotz Not und Gewalt, sich auf ihn zu verlassen? Jesus gab seinen – künftigen – Jüngern genau diese Zuversicht. Und als sie ihn dann doch in der Stunde der Not verließen, kehrten sie schließlich wieder zu ihm, dem Auferstandenen, zurück. Sich auf Christus zu verlassen, schafft eine ganz andere Zuversicht – die nämlich, sich immer im Leben und im Sterben bei ihm geborgen zu wissen. Von Christus getragen: Das ist wohl doch kein leichter Glaube, aber Hoffnung und Zuversicht in einem. Amen.
Thomas Begrich
Herr, sei Du bei all denen, die Deiner so sehr bedürfen! Gib ihnen die Kraft und die Zuversicht, die sie brauchen, um auch in Nöten zu bestehen, durch Jesus Christus, Deinen Sohn. Amen.
Heß stammte ursprünglich aus Nürnberg. Er war hochbegabt und studierte unter anderem in Wittenberg, wo er sich mit Melanchthon befreundete. Nach verschiedenen Lebensstationen wurde er 1523 zum Pfarrer an der Magdalenenkirche in Breslau bestellt. Er führte dort die Reformation sehr behutsam ein, so dass es in Breslau nicht zu Zerwürfnissen kam. Zugleich kümmerte er sich intensiv um die Armen der Stadt. Sein Verhalten strahlte in ganz Schlesien aus, so dass er als Reformator Schlesiens angesehen werden kann. Ein sanfter Nachfolger Christi.
1547 † Johannes Heß, Reformator Schlesiens | 1828 * Emil Frommel, Pfarrer an der Berliner Garnisonkirche und Autor | 1894 † Feofan, Mönch und Seelsorger in Russland | 1924 † Wilhelm Steinhausen, volkstümlich-christlicher Maler
Tagesspruch: 1. Johannes 2,8b
Tageslied: EG 70 oder EG.E 1
Altes Testament: Jesaja 60,1 – 6
Epistel: Epheser 3,1 – 7
Evangelium: Matthäus 2,1 – 12
Wir lesen Johannes 2,1 – 12
Das Wunder auf der Hochzeit zu Kana ist für das Johannesevangelium das erste Zeichen, in welchem Jesus seine Herrlichkeit offenbart. Neben der Geschichte von den drei Weisen wird unser Text am Epiphaniastag bedacht. Epiphanias bedeutet Erscheinung. Im Menschen Jesus erscheint die Herrlichkeit Gottes. Bei den drei Weisen steht unsere eigene Suchbewegung im Mittelpunkt. Bei dem Wunder auf der Hochzeit zu Kana handelt Jesus. Auf einer Hochzeit geht der Wein aus. Aber indem Jesu Anordnungen befolgt werden, verwandelt sich das Wasser in Wein, der besser schmeckt als der zuerst gegebene. Das Gute geht aus, damit das Bessere komme. Das ist die Struktur, in der die Herrlichkeit Jesu erscheint. Wie tröstlich und hoffnungsvoll wäre es, wenn das auch für unser Leben gälte? Unser Gutes geht aus, damit das Bessere erscheine. Unser Leben wäre dann keine Abwärtsbewegung, sondern ein Aufstieg mit immer neuen Entdeckungen. Meine Kräfte gehen zu Ende, damit Jesu Kraft an mir erscheine. In der Mitte der Erzählung steht die Zurückweisung Marias durch Jesus. Rätselhaft und doch einleuchtend. Bei der Erscheinung des Besseren führt nicht menschliches Bitten Regie, sondern der Wille Jesu. Dem Menschen ist das gehorsame Tun zugeordnet. Füllt die Wasserkrüge mit Wasser. Das Bessere Jesu erscheint am unspektakulären, aber gehorsamen Handeln des Menschen. Wir sollen und können das Wasser bringen, damit Jesus Wein daraus macht. Unser Leben gleicht einer Hochzeit, in der das Gute, das wir beitragen können, immer wieder ausgeht. Dadurch lernen wir auf das achten, was Jesus tut. Wir stellen Blumen auf den Altar. Wir lesen einen Text. Wir setzen uns freundlich ans Bett einer Kranken und hören zu. Wir tun die kleinen Zeichen. Aber Jesus kommt und wandelt unser Wasser in den besseren Wein.
Thomas Koppehl
Herr, unser Gott, wir danken Dir, dass Deine Gegenwart uns verändert. Mach unsere kleinen Taten zu Trägern Deiner Güte. Amen.
Orthodoxer Feiertag: Heiliger Abend | 1852 † Louis Braille, Erfinder der Blindenschrift | 1919 † Walther Paucker, Märtyrer in Estland | 1977 † Hanns Lilje, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers
Wochenspruch: 1. Johannes 2,8b
Wochenlied: EG 70 oder EG.E 1
Wir lesen Johannes 2,13 – 25
Es sind rätselhafte Texte, die wir im Johannesevangelium finden. Sie erschließen sich nach und nach, wenn wir sie als Ausdruck unseres ganzen Lebens lesen. Das Passafest erinnert an die Rettungstat Gottes. Er führt sein Volk Israel aus der Knechtschaft Ägyptens. Aber damit fängt gewissermaßen das Problem erst an. Diejenigen, die sich von Gott retten lassen wollen, verfälschen das Tun Gottes mit ihrem Handeln. Sie machen aus dem Haus Gottes ein Kaufhaus, ein Haus menschlichen Ehrgeizes, in dem es darum geht, möglichst viel zu erreichen. Wer hat aber die Autorität, uns, die wir uns retten lassen wollen, in unserem ehrgeizigen Bemühen um Erfolg zu kritisieren? Jesus rät uns, den Tempel unserer Guttaten abzubrechen, damit er ihn in drei Tagen wieder aufrichtet. Aber wie soll das zugehen? Jesus nimmt in seinem Leiden und Sterben unser Tun auf sich, um es von unserem Ehrgeiz zu reinigen und es in den Tempel seines Leibes einzufügen. Durch Jesu Rettungstat in Kreuz und Auferstehung wird unser Leben erneuert. Deshalb spricht unser Text von dem vorläufigen Glauben des Menschen, dem Jesus sich nicht anvertraut. Auch unser Glaube muss gereinigt werden. Das geschieht da, wo Gott selbst den Glauben in uns wirkt und uns mit Christus lebendig macht. Dazu ist Jesus gekommen. Dazu tritt er für uns ein.
Thomas Koppehl
Herr, unser Gott, wir danken Dir, dass Du uns in der Leidensgeduld Jesu annimmst und erneuerst. Reinige unser Gebet und unseren Glauben, damit wir Frucht bringen. Amen.
Eusebius von Cäsarea beschreibt „De Martyribus Palaestinae“, die große Christenverfolgung im Römischen Reich unter Kaiser Diokletian, die dieser im 19. Jahr seiner Herrschaft mit einem Edikt gegen die Christen einleitete. Christen, die den Kaiserkult verweigerten und ihrem Glauben an Christus nicht abschwören wollten, wurden gefoltert und hingerichtet. Von wenigen sind die Namen bekannt. So gedenkt die Kirche dieser Märtyrer gemeinsam – es sollen etwa 40.000 gewesen sein.
Orthodoxer Feiertag: Christfest | 303/304 † Die Märtyrer der heiligen Bücher in Nordafrika | 1529 † Peter Vischer, Nürnberger Bildgießer | 1590 † Jakob Andreä, Theologe aus Württemberg | 1692 kommt August Hermann Francke nach Halle
Wochenspruch: 1. Johannes 2,8b
Wochenlied: EG 70 oder EG.E 1
Wir lesen Johannes 3,1 – 21
Nikodemus kommt zu Jesus und möchte ihn als seinen Lehrer annehmen. Denn er hat Zeichen getan wie niemand vor ihm. Also muss Gott mit ihm sein. So gibt es auch für uns gute Gründe, warum wir den Wunsch haben können, Jesus zu vertrauen. Dieser menschliche „Wunschglaube“ wird von Jesus korrigiert. Jesus bezieht den Glauben auf ein Ereignis, das nur der kennt, dem es widerfährt. Es gibt einen Glauben, den Gott wirkt, indem er selbst zu uns kommt. Deshalb muss davon in Gleichnissen gesprochen werden. Solche Gleichnisse bleiben dem unverständlich, der nur seinen „Wunschglauben“ kennt. Wo Gott selbst uns berührt und Glauben weckt, ist das wie eine neue Geburt aus dem Geist Gottes. Diese Geburt ist aber an das Wort der Verkündigung gebunden. Unser Text spricht vom Wasser der Taufe als dem Inbegriff dieser Verkündigung. Durch die Verkündigung schauen wir auf den gekreuzigten Christus, der für uns betet. Weil Gott ihn erhört, wird der Glaube in uns geweckt, den Gott selbst wirkt. Damit wird unser Wunschglaube überflüssig. Durch den wahren Glauben, der uns mit Jesus verbindet, haben wir das ewige Leben. Erst da, wo Gott selbst uns berührt, werden wir seiner gewiss. Erst so vermögen wir den von Gott gewirkten Glauben von unserem Wunschglauben zu unterscheiden. Niemand kann das an unserer Stelle tun.
Thomas Koppehl
Herr, wir danken Dir, dass Du selbst zu uns kommst. Reinige uns von unserem Wunschglauben und führe uns zum wahren Glauben, damit wir Frucht bringen. Amen.
Der Heilige, um 410 (möglicherweise in Nordafrika) geboren, wird predigend oder an einem Grabmal betend dargestellt. Seine Attribute sind ein Buch und/oder ein Abtstab; in der anderen Hand hält er ein Kruzifix.
482 † Severin, Glaubensbote in Bayern | 1642 † Galileo Galilei, Naturwissenschaftler
Wochenspruch: Römer 8,14
Wochenlied: EG 410 oder 441
Altes Testament: Jesaja 42,1 – 9
Epistel: Römer 12,1 – 8
Evangelium: Matthäus 3,13 – 17
Wir lesen Jesaja 42,1 – 9
Wenn wir einen Menschen beschreiben, wenn wir erzählen, wie jemand ist, dann tun wir das mit den Eigenschaften des Betreffenden. Ein Mensch ist freundlich, verständnisvoll, ein guter Gastgeber. Er ist unpünktlich, egoistisch, falsch usw. Mit Gott geht uns das nicht viel anders. Wenn wir von ihm reden wollen, dann tun wir das auch anhand seiner Eigenschaften. So, wie wir Gott vielleicht erfahren haben oder wie seine Eigenschaften und Fähigkeiten in der Bibel benannt und beschrieben werden. Die Heilige Schrift beschreibt Gott zum Beispiel als jemanden, der einen glimmenden Docht nicht noch nachdrücklich auslöscht, sondern der das letzte Glimmen mit aller Macht am Glühen hält. Wenn man eine Kerze auspustet oder sie am Verlöschen ist, dann glimmt der Docht noch einen Moment, und es ist schwer, diesen glimmenden Docht wieder zu einer brennenden Flamme zu machen. Ich muss zusätzliches Feuer an den Docht oder in den Rauch halten, dann springt die Flamme über und die Kerze brennt wieder. Um im Bild zu bleiben: Wenn es uns gut geht, wenn Pläne aufgehen, wenn das Allermeiste zufriedenstellend läuft, dann ist das Leben stimmig, eben wie eine brennende Kerze. Da ist alles an seinem Platz, in guter Ordnung. Aber leider erfahren wir uns in unserem Leben nicht nur als helle Lichter und leuchtende Kerzen, sondern manchmal eher wie einen verglimmenden Docht. Das kann ganz verschieden aussehen: ich vermisse Lebenskraft und Energie, lange Beziehungen verlieren ihr Leuchten und erlöschen langsam, ich benötige immer mehr fremde Hilfe für meinen Alltag. Gott möchte, dass der glimmende Docht wieder zum Leuchten kommt. Er möchte das Leben und uns neues Leben schenken. Gottes Liebe gilt gerade mir, dem glimmenden Docht, dem schwachen, gebrochenen und geknickten Herzen. Darauf darf ich ein Leben lang hoffen und vertrauen.
Tobias Bilz
Gott, Du hast die Macht, den glimmenden Docht wieder zum Leuchten zu bringen und zerbrochene Herzen zu heilen. Lass uns darauf vertrauen, wenn wir Enttäuschungen verarbeiten müssen, wenn uns Kraft fehlt oder wenn wir mutlos sind. Amen.
529 Kloster auf Monte Cassino durch Benedikt gegründet | 1548 † Matthäus Zell, Reformator in Straßburg | 1560 † Johann Laski, Reformator in Ostfriesland und Polen (ev. Gedenktag; Sterbetag: 8.1.)
Wochenspruch: Römer 8,14
Wochenlied: EG 410 oder 441
Wir lesen Johannes 3,22 – 36
Bei einem Rockkonzert beginnt das eigentliche Programm erst später. Bevor die Band auftritt, spielt eine unbekanntere Vorgruppe. Die Stimmung entwickelt sich, die Erwartung steigt. Dann wird die Rockband angekündigt. Das Licht wird heller, alle Lautsprecher an. Die Stars kommen. Das Konzert beginnt unter großem Jubel. – Vergleichbares ereignet sich in unserem Text. Johannes der Täufer stellt Jesus ins Rampenlicht, lenkt die Aufmerksamkeit auf ihn und tritt selbst in den Schatten zurück. Johannes ist der Vorläufer, der Vorbereiter, der Ansager. Er kündigt das Heil an, Jesus verwirklicht es. Johannes zeigt auf Jesus; mit überlangem Finger ist er auf dem Isenheimer Altarbild im Museum Unterlinden in Colmar (Elsass) zu sehen. Meisterlich hat der Maler Matthias Grünewald es dargestellt: Der Körper des Gekreuzigten ist größer gemalt als die weiteren Personen. Hinter Johannes sind die Worte zu lesen: Illum oportet cresare me autem minui – Jener muss wachsen, ich aber muss abnehmen (V. 30). Sein Wirken nimmt langsam ab, Jesus aber versammelt immer mehr Jünger, sein Wirken beginnt. Der Geburtstag des Johannes am 24. Juni und Jesu Geburt im Dezember verdeutlichen das: Die Tage werden kürzer, dann wieder länger, das Licht der Sonne nimmt ab bzw. zu. Die Ankündigung des Heils durch Johannes hat sich erfüllt. Wir glauben: Durch Jesus kommt die Rettung auch für uns.
Adelheid Schnelle
Herr Jesus Christus, wir wollen zu Dir gehören, wie die vielen Menschen, die geglaubt haben, was Johannes bezeugte. Die Erinnerung an unsere Taufe soll uns heute helfen, die Verbindung mit Dir zu festigen. Amen.
Die Goldene Bulle war von 1356 bis 1806 das wichtigste Verfassungsdokument des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Es legte das Verfahren der deutschen Königswahl fest. Nachdem es immer wieder zu Streitigkeiten und Kriegen um die Thronfolge gekommen war, schuf Kaiser Karl IV. mit dieser Bulle eine gesetzliche Vorgabe für die Krönung eines neuen Königs. 2013 wurde sie zum Unesco-Weltdokumentenerbe erklärt. Alle sieben Originale sind erhalten geblieben und werden in Museen u.a. in Wien, Trier und München gezeigt.
um 165 † Karpus und Papylus, Märtyrer in Kleinasien | 1356 Goldene Bulle | 1514 Neues Testament erstmals vollständig gedruckt | 1531 Reformation in England | 1890 † Ignaz (von) Döllinger, Theologe | 1946 erste Vollversammlung der UNO
Wochenspruch: Römer 8,14
Wochenlied: EG 410 oder 441
Wir lesen Johannes 4,1 – 26
In der Bibel ist der Brunnen immer wieder Ort für Begegnungen. – Eine Frau aus Samarien begegnet Jesus am Jakobsbrunnen. Die Begegnung ist zunächst von Ungereimtheiten und Missverstehen geprägt. Es ist kein Smalltalk am Rastplatz, kein oberflächliches Gerede. Hier geht es um lebenswichtige Dinge, die darauf zielen, dass Jesus sich zu erkennen gibt: Ich bin der Messias, auf den du wartest. – Wasserströme in der Wüste, ein Traum von Leben in Fülle. Wer das lebendige Wasser von Jesus trinkt, „den wird in Ewigkeit nicht dürsten“ (V. 14). Welche Verheißung! Wer Jesus begegnet, kann das erleben. Er kennt diese fremde Frau, ihre Sehnsüchte, den Lebensdurst nach Glück, Geborgenheit und Frieden. Er kann auch unseren Durst stillen. Immer wieder schöpfen wir aus Quellen, die versprechen, unseren Durst zu löschen, aber wir erleben, dass das nicht gelingt. Freizeit, Geld, Konsum, Lebensoptimierung können unsere Leere nicht füllen. Die Sehnsucht nach einem zufriedenen Leben bleibt. Jesus kennt uns, wie er die Frau am Brunnen kennt. Er will unseren Durst nachhaltig stillen, unsere Suche beenden. Schon in der Taufe wurde uns zugesagt: Wir dürfen aus der Quelle leben, die nicht versiegt. Jesus gibt das lebensnotwendige frische Wasser für unser ganzes Leben. Manchmal müssen wir Steine aus dem Weg räumen, damit diese Quelle für uns wieder sprudeln kann.
Adelheid Schnelle
Herr Jesus Christus, in uns ist eine Sehnsucht und wir sind auf der Suche nach erfülltem Leben. Lass uns das lebendige Wasser annehmen, das Du uns geben willst, damit unser Durst nach Leben gestillt wird. Amen.
Herzog Ernst von Braunschweig-Lüneburg wurde am 26.6.1497 in Uelzen geboren und erhielt ab 1512 seine Ausbildung an der Universität Wittenberg. Dort begegnete ihm die Lehre Luthers. Von 1521 an übernahm er in Celle von seinem Vater die Regierung des Fürstentums Lüneburg und führte es zum evangelischen Glauben. Seinen Beinamen „der Bekenner“ erhielt er im 18. Jh. als Mitunterzeichner des Augsburger Bekenntnisses auf dem Augsburger Reichstag 1530. Sein Wahlspruch: „Anderen diene ich, mich selber verzehre ich.“ Er starb mit 49 Jahren in Celle.
1546 † Ernst der Bekenner, Förderer der Reformation in Niedersachsen | 1846 erste Allianzgebetswoche angeregt | 1943 † Karl Hesselbacher
Wochenspruch: Römer 8,14
Wochenlied: EG 410 oder 441
Wir lesen Johannes 4,27 – 42
Ihren Krug braucht sie jetzt nicht mehr. Wie aus einer Quelle sprudelt aus ihr heraus, was sie mit Jesus erlebt hat. Die Frau aus Samarien erzählt weiter, was sie gerade erkannt hat: „der Christus“ (V. 29) ist schon da. Nicht die Jünger haben verkündigt, als sie in der Stadt einkauften, sondern die Frau in ihrer Begeisterung. Erstaunlich, dass die anderen ihr, der Frau, zuhören! Viele folgen ihr zurück zum Brunnen. Hier wird ein Modell von Mission beschrieben: Jemand hat eine gute Erfahrung gemacht und geht und erzählt es voller Freude den anderen. Sie müssen sich in Bewegung setzen und selbst eine persönliche Begegnung erleben. Das überzeugt sie und auch sie bekennen ihren Glauben. So geschieht die Weitergabe des Evangeliums immer wieder neu. Herkunft, Geschlecht, Kultur spielen keine Rolle. Die ganze Welt soll erfahren, dass Jesus das Heil und die Rettung bringt, denn die Zeit der Ernte ist da (V. 35). Die Leute aus Sychar gehörten zwar als Samaritaner einer eigenen jüdischen Religionsgemeinschaft an, die sich abgrenzte, aber nun erhoffen sie sich Antworten von Jesus auf ihre Fragen und bitten ihn zu bleiben. Glaubensgespräche sind auch für uns heute wichtig. Religion ist nicht Privatsache. Wir sollten uns Zeit nehmen und miteinander über unseren Glauben sprechen. Am Ende kann das Bekenntnis stehen: Dieser ist wahrlich der Welt Heiland (V. 43).
Adelheid Schnelle
Herr, wir danken Dir, dass Deine frohe Botschaft uns immer wieder erreicht. Lass uns weitersagen, dass Du für uns und alle, die daran glauben, der Christus bist. Amen.
1982 wurde in Lima (Peru) eine Erklärung der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) verabschiedet. Sie dokumentiert die Annäherung (Konvergenz) der beteiligten Kirchen in Fragen von Taufe, Eucharistie und Amtsverständnis. Basierend auf zwischenkirchlichen Gesprächen seit 1927 liegt zwar kein Konsens vor, aber eine Grundlage für Stellungnahmen aller Konfessionen, auch der römisch-katholischen Kirche, zur gegenseitigen Anerkennung in den drei Punkten der Erklärung. Die Lima-Liturgie ist eine Handreichung für einen ökumenischen Abendmahlsgottesdienst.
533 † Remigius von Reims, Bischof in Gallien (ev. Gedenktag; Sterbetag: 13.1.) | 1746 * Heinrich Pestalozzi | 1981 † Otto Haendler, evangelischer Theologe und Psychologe | 1982 Lima-Papier
Wochenspruch: Römer 8,14
Wochenlied: EG 410 oder 441
Wir lesen Johannes 4,43 – 54
„Geh zu Jesus! Er hat doch schon einmal in Kana bei einer Hochzeit geholfen, als er Wasser zu Wein verwandelte. Und in Jerusalem zeigte er seine Macht! Du kannst ihn jetzt in Kana finden. Rede mit ihm! Vertrau dich ihm an!“ So könnten die Leute in Kapernaum zu dem verzweifelten Vater gesagt haben. Jeder Strohhalm wird ergriffen, um dem drohenden Tod eines Kindes zu begegnen: Der Mann trug Jesus seine Bitte vor. Und auf Jesu Wort hin machte er sich auf den Heimweg in der Hoffnung, vielleicht sogar in der Gewissheit, dass Jesus helfen konnte. Er vertraute dem Wort. Die Umstehenden brauchten vielleicht Zeichen, um glauben zu können. Der königliche Beamte aber glaubte auf das Wort hin. Im Wort Jesu liegt die Kraft, ist schon die Heilung verborgen. Gott kann Naturgesetze durchbrechen, in seiner Vollmacht handelt Jesus. Durch sein Eingreifen wird das Kind gesund, über eine große Entfernung hinweg. Das verstärkt noch die Wirkung, die mit der Heilung bezweckt wird: Glauben hervorzurufen bei allen Beteiligten. Die Heilung wird zeitlich genau protokolliert. Auch das gehört dazu, denn dadurch wird deutlich: Es ist wahr, was Jesus sagt. Er zeigt seine Macht auf wunderbare Weise. „Zeichen und Wunder sahen wir geschehn in längst vergangnen Tagen, Gott wird auch unsre Wege gehn, uns durch das Leben tragen“ (Refrain von „Wir haben Gottes Spuren festgestellt“, Nr. 20 im EG Ergänzungsheft).
Adelheid Schnelle
Herr, immer wieder will ich Dich beim Wort nehmen, heute und während des ganzen Jahres, das gerade begonnen hat. Ich bitte Dich: Mache Deine Verheißungen wahr und stärke meinen Glauben. Amen.
1739 wurde er in Wesel am Niederrhein geboren. Auf Anraten seines Verwandten Gerhard Teerstegen studierte er Theologie in Duisburg und Utrecht. Nach Jahren als Pfarrer in reformierten niederländischen Gemeinden wurde er 1782 Pfarrer der deutschen Gemeinde in Den Haag, wo er auch im Ruhestand lebte und 1823 starb. Seine sprachlich modernere „Neue Bereimung der Psalmen“ fand besondere Beachtung. Sechs seiner Psalmlieder sind im heutigen Gesangbuch zu finden, z.B. „Jauchzt alle Lande, Gott zu Ehren“ (nach Psalm 66, EG 279).
um 367 † Hilarius von Poitiers, Bischof in Gallien | 1527 Reformation in Schweden | 1823 † Matthias Jorissen, Psalmen- und Liederdichter
Wochenspruch: Römer 8,14
Wochenlied: EG 410 oder 441
Wir lesen Josua 1,1 – 18
Das Volk Israel steht an den Ufern des Jordans, an der Schwelle zum Heiligen Land. Vor seinem Tod hat Mose, der das Land noch sehen, aber nicht mehr betreten durfte, Josua zu seinem Nachfolger ernannt (5. Mose 34,9). Josuas Aufgabe ist schwer. Er soll das Volk Israel nach vierzig Jahren in der Wüste endlich in das verheißene Heilige Land führen. Er muss als Anführer in die großen Fußabdrücke des Mose treten und seine Autorität beim Volk sichern. Er muss das Volk zusammenhalten, das nach den vielen Jahren Wüstenwanderung ohne Heimat mürbe geworden ist. Für den Schritt in das Gelobte Land jenseits des Jordans braucht er die Gefolgschaft aller, auch die der Stämme, die östlich des Jordans siedeln werden: Ruben, Gad und der halbe Stamm Manasse. Dass alle diese Aufgaben eine große Herausforderung sind, wird durch die dreimalige Wiederholung der Zusage Gottes an Josua deutlich: Sei getrost und unverzagt! Mit diesen Worten gibt Gott ihm den Auftrag (V. 6), erinnert ihn daran, sich auf seinem Weg an das Gesetzbuch des Mose zu halten (V. 7), und verheißt ihm den Beistand, den Josua nun für alles brauchen wird (V. 9). Josua wird jetzt keine Zeit mehr verlieren und gibt die nötigen Anweisungen. Die Israeliten erkennen seine Autorität an und geloben Gehorsam. Ihre Antwort ist ein Echo auf Gottes Zusage an Josua: Sei nur getrost und unverzagt! (V. 18)
Till Hüttenberger
Lebendiger Gott, manchmal müssen wir Aufgaben übernehmen, denen wir uns nicht gewachsen fühlen. Lass Du uns dann durch Deinen Geist den Mut finden, zu tun, was zu tun ist. Amen.
Das Buch Josua ist in der Abfolge der Geschichtsbücher des Alten Testaments die Brücke, die die fünf Bücher Mose mit den nachfolgenden Büchern verbindet. In ihm kommt die Verheißung an Mose, dass Gott sein Volk in das Land Israel führen wird, endlich zum Ziel. Mit dem Buch Josua beginnt aber auch die Geschichte Israels im Heiligen Land. Schon im ersten Kapitel wird das Gesetz des Mose als Maßstab vorgestellt, an dem die Führung des Volkes von nun an gemessen wird. An der Treue zum Gesetz wird zwischen Gut und Böse gemessen werden.
Orthodoxer Feiertag: Beschneidung des Herrn | 1691 † George Fox, Quäker in England (ev. Gedenktag; Sterbetag: 13.1.) | 1683 * Gottfried Silbermann | 1887 Oberlinhaus Potsdam beginnt die Arbeit an Taubblinden
Wochenspruch: Römer 8,14
Wochenlied: EG 410 oder 441
Wir lesen Josua 2,1 – 24
Zwei Kundschafter Josuas finden im Haus der Hure Rahab Zuflucht. Manche Frage bleibt offen: Wie sind die Späher unerkannt in die Stadt gekommen und der Rahab begegnet? Was motiviert diese Frau, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, sie bei sich auf dem Dach zu verstecken, vor dem König eine falsche Auskunft zu geben und durchaus listig die Flucht über die Stadtmauer zu organisieren, nicht ohne wertvolle Hinweise über den günstigsten Fluchtweg? Im Zentrum der Geschichte steht diese merkwürdige Frau und Fluchthelferin Rahab, deren Name hebräisch „offen“ bedeutet. Ihre Stimme erklingt. Vor dem König von Jericho verheimlicht sie, die zwei Israeliten noch bei sich im Haus zu haben, behauptet, sie seien schon wieder gegangen. Angesichts ihres Berufs als Prostituierte wurde dies wohl als durchaus glaubwürdig angesehen (V. 5). Mit den Kundschaftern verhandelt sie selbstbewusst und geschickt um den Preis der Rettung ihrer ganzen Familie bei der Einnahme der Stadt. Aber sie ist nicht nur eine selbstbewusste Frau, sondern die erste Zeugin des Herrn, die nicht aus dem Volk stammt. Rahab bekennt, dass der Herr, der Gott Israels, das Land – nicht nur die Stadt – den Israeliten übergeben werde. Sie weiß die Verheißung schon erfüllt. Sie bekennt Gottes Macht, der den Israeliten den Auszug aus Ägypten und den Sieg über die Amoriter im Ostjordanland ermöglicht hat. Sie sieht, dass die Furcht des Herrn bereits die Menschen erfüllt hat. Mit dieser Gewissheit wird Rahab zur Zeugin Gottes und nimmt im Buch Josua erzählerisch das vorweg, was nun geschehen wird.
Till Hüttenberger
Gott aller Menschen, Dein Lob spricht manchmal ein Mensch, mit dem man nicht rechnet. Andere, von denen man es erwarten würde, bleiben stumm. Lass uns niemanden vorverurteilen. Amen.
Für ihr Bekenntnis zum Gott Israels wird Rahab als Nichtisraelitin in der rabbinischen Literatur an vielen Stellen gepriesen. Im Neuen Testament lobt der Jakobusbrief die Werke Rahabs (Jak 2,25). Der Hebräerbrief erinnert an ihren Glauben (Hebr 11,31). Im Matthäusevangelium wird sie als erste Frau im Stammbaum Jesu erwähnt (Mt 1,5), jedoch findet sich nur hier diese Überlieferung. In der jüdischen Überlieferung wird sie sogar zur Frau Josuas. Eine bemerkenswerte Erinnerung an diese nichtjüdische Frau aus Jericho von einst zweifelhaftem Ruf.
1919 † Traugott Hahn, Märtyrer in Estland (ev. Gedenktag; Sterbetag: 14.1.) | 1929 * Martin Luther King