Sonne und Schild 2021

Jesus Christus spricht:
Seid barmherzig, wie auch euer
Vater barmherzig ist!

Lukas 6,36

Herausgeberin:

Elisabeth Neijenhuis, Freie Lektorin, Heidelberg

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Cover: Ulrike Vetter, Leipzig

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Satz: verbum Druck- und Verlagsgesellschaft mbH, Berlin

ISBN 978-3-374-06368-0

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Jahreslosung 2021

Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!

Lukas 6,36

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Zur Jahreslosung möchte ich Ihnen eine Geschichte erzählen: Vor ein paar Wochen rief ganz unerwartet Frau Barmherzigkeit bei Frau Einsamkeit an. Sie sind alte Bekannte, haben sich aber aus den Augen verloren. Dabei sind sie praktisch zusammen aufgewachsen, denn sie wohnten Tür an Tür. Doch die Wege haben sich getrennt. Frau Barmherzigkeit hat es zwar noch öfter versucht, aber Frau Einsamkeit war ihr Beruf wichtiger als Freundschaft. – „Ich grüße dich“, sagt Frau Barmherzigkeit am Telefon, „wir haben so lange nichts voneinander gehört. Morgen komme ich in die Stadt, hab eine Untersuchung im Krankenhaus. Ich dachte, wir könnten uns vielleicht anschließend treffen. Hast du Zeit?“ Frau Einsamkeit ist gerade ziemlich unter Druck, arbeitsmäßig. „Schade, dass du dich nicht längerfristig gemeldet hast“, ruft sie ins Telefon, „ich habe morgen ein Meeting mit meinem Chef. Lässt sich nicht verschieben. Treffen wir uns doch wann anders.“ – Das Meeting ist ein Reinfall. Alles, was Frau Einsamkeit vorbereitet hat, fällt durch. Sie hat noch Glück, dass der Chef ihr den Auftrag nicht wegnimmt. Sie ist wütend, enttäuscht und gestresst. Wäre doch jetzt jemand da zum Sich-Ausheulen. Aber da ist niemand. So stürzt sie sich wieder in die Arbeit. Den Anruf von Frau Barmherzigkeit hat sie vergessen. – Bis heute. Sie liegt zurzeit krank im Bett. Das ist blöd, wenn man alleine lebt. Aber sie hat niemanden. Also wenigstens die Zeitung lesen. Die Todesanzeige springt ihr ins Auge: Frau Barmherzigkeit ist gestorben! Beisetzung in drei Tagen. Was tun – hinfahren? Geht nicht: Sie muss noch eine Woche das Bett hüten. Bei der Trauerfamilie anrufen? Das ist oberpeinlich, nachdem sie sich jahrelang nicht gemeldet hat. Eine Karte schicken? Frau Einsamkeit fällt nichts Tröstliches ein. Wäre doch jetzt jemand da zum Sich-Beraten. Aber da ist niemand. Frau Einsamkeit verharrt in ihrer Einsamkeit.

Liebe Leserinnen und Leser, würden Sie gerne leben wie Frau Einsamkeit? Ohne barmherzig zu sein und ohne Barmherzigkeit anzunehmen? Doch eher nicht! Es muss aber auch nicht sein. Denn Gott, unser Vater, hat sich uns Menschen barmherzig zugewandt, sagt uns die Jahreslosung. Sie fordert uns auf: Wir können, ja, wir sollen auch so handeln, zugewandt und barmherzig sein gegenüber anderen – und auch gegenüber uns selbst! Zum Segen aller und Gott, unserem Vater, zur Ehre.

Ihre Elisabeth Neijenhuis

Allen Mitarbeitenden des Kalenders 2021 danke ich von ganzem Herzen. Es war eine Freude, die 365 herrlich unterschiedlichen Beiträge zusammenzutragen. Gerne reiche ich diese Schätze hiermit an Sie weiter, liebe Leserinnen und Leser, und wünsche uns allen für 2021 ein Jahr voller Barmherzigkeit.

1. Januar

Freitag | Neujahrstag

Spruch: Hebräer 13,8

Lied: EG 64

Altes Testament: Josua 1,1– 9

Epistel: Jakobus 4,13 –15

Evangelium: Lukas 4,16 – 21

Wir lesen Psalm 8

Mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt

Mit Psalm 8 stehen die Anbetung und das Lob Gottes des Schöpfers am Anfang des neuen Jahres. Ich verbinde mit diesem Psalm ein besonderes Erlebnis: Mit meinen Konfirmanden bin ich zu einer Freizeit an einem Bergsee in Österreich. Wir hatten einen wunderbaren Tag. Jetzt ist es 11.00 Uhr nachts. Ein Sternenhimmel wie aus dem Bilderbuch und jede Menge Sternschnuppen. Ich bitte die Konfirmanden, zehn Minuten zu schweigen. Dann gehen wir hinunter ans Ufer des Sees, legen uns auf die noch warme Erde, schauen nach oben. Der Sternenhimmel ist wie eine Predigt. Dann bete ich ins Schweigen hinein den achten Psalm:

„Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, der du zeigst deine Hoheit am Himmel. Wenn ich sehe den Himmel, deiner Hände Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst …“

Ja, was ist der Mensch? Taucht auf, ist ein paar Jahrzehnte da, voller Sehnsucht nach Leben, hin- und hergerissen zwischen Egoismus und Nächstenliebe, Begierde und Verzicht, und verschwindet wieder. Nur kurze Zeit, und niemand denkt mehr an ihn. Das war’s dann. – Nein: „Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast Du ihn gekrönt“, sagt der Psalmist. Der Mensch, Gottes höchstes Geschöpf, Gottes Kind. Gott selbst nimmt sich seiner an, krönt ihn mit Ehre und Herrlichkeit! Nimmt die Menschheit an, nimmt mich an – so wertvoll bin ich für ihn. Das gibt mir eine Würde, die mir niemand nehmen kann. Durch Jesus weiß ich es: Nichts kann mich seiner Hand entreißen, nicht einmal der Tod. Mit dieser Gewissheit kann ich voll Zuversicht leben, jeden Tag des neuen Jahres.

Christian Schmidt

Wir beten (mit EG 374,1)

Ich steh in meines Herren Hand und will drin stehen bleiben; nicht Erdennot, nicht Erdentand soll mich daraus vertreiben. Amen.

Tag der Beschneidung und Namensgebung Jesu  | 1484 * Huldreich Zwingli | 1504 * Caspar Cruziger, Professor der Theologie in Wittenberg, Mitarbeiter Luthers  |  1863 Emanzipationsproklamation durch Präsident Lincoln | 1899 Evangelische Frauenhilfe gegründet

2. Januar

Sonnabend | SA 08:27 SU 16:26 MA 20:03 MU 10:54

Wochenspruch: Hebräer 13,8

Wochenlied: EG 64

Wir lesen Lukas 3,1– 6

Mut zu Veränderungen finden

Der Prediger in der Wüste, so kennen wir Johannes den Täufer. Lukas beschreibt sehr genau, wann und zu welchem Zeitpunkt Johannes seine Tätigkeit als Prediger beginnt. Er nennt all diejenigen, die das Sagen haben, und zeigt damit, wessen Unmut Johannes erregen könnte. Gleichzeitig macht er deutlich: Johannes hat einen Auftrag. Gott hat ihn berufen. Was er tut, geschieht im Auftrag Gottes. Es ist Teil des göttlichen Plans. Johannes ist die von Jesaja angekündigte Stimme in der Wüste. Mit ihm beginnt eine neue Zeit. Die Menschen sollen das Heil Gottes sehen. Darauf bereitet er sie vor und predigt ihnen Buße und Umkehr. – Ob sie Buße taten und umgekehrt sind, das wissen wir nicht. Wie ist das bei uns? Es gibt viele, die „Buße und Umkehr“ bezüglich unseres Verhaltens der Schöpfung und dem Klima gegenüber „predigen“. Nehmen wir das ernst oder denken wir: „Das wird alles nicht so schlimm sein.“? Die Worte Jesajas machen deutlich: Es muss sich viel ändern. Er benutzt drastische Bilder: Täler werden zu Bergen und Berge zu Tälern. Solche großen Veränderungen machen uns Angst. Mut macht, dass in dieser Veränderung das Heil Gottes sichtbar wird. Gottes Liebe und Güte erfahren wir, wenn wir auf ihn vertrauen und uns auf die nötigen Veränderungen einlassen. Vielleicht machen wir dann Erfahrungen, wie sie die Menschen damals mit Jesus gemacht haben.

Hiltrud Schneider-Cimbal

Wir beten Gott des Lebens, Du kennst unsere Angst vor Veränderungen. Schenke uns das Vertrauen, dass Veränderungen Wege hin zu Deinem Heil sind, damit wir erste verändernde Schritte gehen. Amen.

1870 * Ernst Barlach, Bildhauer, Dichter, Dramatiker und Grafiker In Wedel geboren, wuchs er auf in Schönberg (Mecklenburg) und Ratzeburg. Auf das Studium an der Kunstakademie Dresden folgten Aufenthalte in Paris, Russland, Florenz. Ab 1910 lebte er in Güstrow, nahm regelmäßig an Ausstellungen der Berliner Secession teil. Trotz seines Bekenntnisses zu Adolf Hitler wurde seine Kunst verfemt und entfernt. Am 24.10.1938 verstarb er in Rostock. In seiner künstlerischen Arbeit hat er sich mit dem Menschen, seinen Lebensbedingungen und seinen Haltungen zum Leben auseinandergesetzt. Bis heute beeindrucken seine Bronzeplastiken.

379 † Basilius d. Gr., Bischof und Mönchsvater in Kappadozien (ev. Gedenktag; Sterbetag: 1.1.) | 1801 † Johann Kaspar Lavater, Theologe, Schriftsteller in der Schweiz  |  1870 * Ernst Barlach, Bildhauer, Dichter, Dramatiker und Graphiker | 1872 † Wilhelm Löhe, Erneuerer der lutherischen Kirche in Bayern

3. Januar

Sonntag | 2. Sonntag nach dem Christfest

Wochenspruch: Johannes 1,14b

Wochenlied: EG 56 oder 73

Altes Testament: Jesaja 61,1– 3(4.9)11.10

Epistel: 1. Johannes 5,11–13

Evangelium: Lukas 2,41– 52

Wir lesen Psalm 100

Leben mit dem guten Imperativ

Zu Beginn des neuen Jahres bekommen wir wieder viele gute Empfehlungen. Wünsche, Verabredungen und Vorsätze waren in den vergangenen Tagen genug zu hören. Manches prägt sich ein und hält eine Weile an. Anderes ist nicht von langer Dauer und gerät in Vergessenheit. Aber anders könnte es uns mit dem gehen, was hier im Psalm zu lesen und zu hören ist. Da jubelt eine Stimme: Macht es euch doch nicht so schwer – „jauchzt, dient, kommt, erkennt, geht und dankt“! Mehr braucht ihr euch nicht zu merken. Wirklich, nicht mehr als sechs sehr einprägsame Imperative. Offensichtlich hat der, der hier spricht, gute Erfahrungen mit seinem Gott gemacht hat. Und diese Erfahrungen möchte er mit ganz einfachen Worten weitergeben. Gleichsam als guten Proviant für das neue Jahr. Nun sind ja Imperative immer so eine Sache. Wir hören sie heute auf einem anderen Ohr als die Menschen damals. Manch einer von uns ist durch seine Erziehung so geprägt, dass er – oder sie – Imperativen gerne aus dem Weg geht. Oder sie einfach überhört. Aber die Lust des Psalmbeters, uns für unseren Weg Gutes mitzugeben, hat im wahrsten Sinne des Wortes einen anderen Grund. Wenn wir ihn verstehen wollen, sollten wir den Psalm einmal anders lesen: von hinten. Dann beginnt er mit der klaren Botschaft. Wir haben einen Gott, den wir zum besseren Verständnis gerne auch „unseren Herrn“ nennen. Er ist ein Gott, der freundlich ist, dessen Gnade nie aufhört und der einen unerschöpflichen Vorrat an Wahrheit hat. So sind wir eingeladen, in dem vor uns liegenden Jahr vor allem diesem Herrn zu vertrauen. Dem Herrn, dessen Grundhaltung freundlich und zugewandt ist, der nie aufhört, immer das Beste aus allem zu machen, und dem man blindlings trauen kann. Er spielt mit uns keine falschen Spiele und bleibt an unserer Seite. Das ist doch ein Geschenk. Ich nehme dieses Geschenk gerne an.

Martin-Michael Passauer

Wir beten Treuer Gott, wie gerne gehen wir mit Dir und an Deiner Seite durch das neue Jahr. Deine Nähe ist das größte Geschenk, das Du uns machen kannst. Und wenn Du uns dann und wann daran erinnerst, was unsere Aufgabe bleibt, hören wir gerne darauf. Amen.

um 306 † Gordius, Märtyrer in Kappadozien  |  1537 Schmalkaldische Artikel | 1559 † Matthäus Ratzeberger | 1934 „Freie reformierte Synode“ in Barmen-Gemarke | 1972 † Frans Masareel, flämischer Maler und Grafiker  |  1988 † Rose Ausländer, deutsch- und englischsprachige Schriftstellerin/ Lyrikerin

4. Januar

Montag | SA 08:26 SU 16:28 MA 22:42 MU 11:38

Wochenspruch: Johannes 1,14b

Wochenlied: EG 56 oder 73

Wir lesen Lukas 3,7–14

Ich will mich aufmachen

Johannes gebraucht harte Worte, um die Menschen aufzurütteln. Er macht deutlich: Wenn sie nicht umkehren, sondern so weitermachen, kann das nicht gutgehen. Sie können sich nicht weiter auf den Verdiensten ihrer Vorfahren ausruhen, nicht weiterhin denken: Gott wird es schon richten. Sie müssen selbst für ihr Tun einstehen und es so gestalten, dass es lebensfördernd ist. – Viele kommen zu Johannes, fühlen sich von ihm angesprochen. Werden sie auch die Konsequenzen ziehen? Aufgerüttelt sind sie. Sie haben angefangen nachzudenken. Langsam wächst ein Bewusstsein für ihr Tun und für das, was sie lassen müssen. Hat das Auswirkungen auf ihr Handeln? – Ich merke an mir selbst, wie schwierig es ist, alte Gewohnheiten durch neue zu ersetzen. Es sind Kleinigkeiten: Wieder habe ich für den Einkauf die Dose für den Käse vergessen, und die Tüten für das Obst liegen zuhause. Will ich mir das Biogemüse leisten? Nehme ich trotz der Kälte das Fahrrad statt des Autos oder siegt die Bequemlichkeit? Es sind Kleinigkeiten. Doch es fällt mir schwer, sie umzusetzen. Wie ist das dann erst mit den großen Dingen? – Noch liegt ein Stück Weg vor mir, doch ich will mich aufmachen. Ich weiß, mit Gottes Hilfe und Begleitung wird es mir gelingen. Ich werde Wegbegleiter finden. Wir werden gemeinsam gehen, werden andere anstecken. Ich möchte dazu beitragen, Gottes Schöpfung zu bewahren.

Hiltrud Schneider-Cimbal

Wir beten

Gott, der Du die Israeliten aus Ägypten geführt hast, begleite auch mich. Hilf mir, meine Bequemlichkeit zu überwinden und meinen Teil dazu beizutragen, Deine Schöpfung zu bewahren. Amen.

1786 † Moses Mendelssohn, deutscher jüdischer Philosoph Am 6.9.1729 in Dessau geboren, genießt er bei Oberrabbiner David Fränkel eine streng jüdische Erziehung, spricht Jiddisch, Hebräisch, Aramäisch. 1743 folgt er ihm nach Berlin, lernt Deutsch, Latein, Französisch, Englisch. Er studiert die Philosophie von Locke, Wolff, Leibnitz, Shaftesbury, Rousseau. 1754 begegnet er Lessing, der für die Veröffentlichung seiner Schriften sorgt. 1770 wird Mendelssohn von dem Schweizer Pfarrer Lavater aufgefordert, das Christentum zu widerlegen oder Christ zu werden. Das führt zu einer öffentlichen Auseinandersetzung.

1786 † Moses Mendelssohn, deutscher jüdischer Philosoph  | 1849 Zentralausschuss für Innere Mission gegründet | 1946 † Fritz von Bodelschwingh d. J., Glaubenszeuge in Westfalen

5. Januar

Dienstag | SA 08:26 SU 6:29 MA – MU 11:57

Wochenspruch: Johannes 1,14b

Wochenlied: EG 56 oder 73

Wir lesen Lukas 3,15 – 20

Vom Umgang mit Bußpredigern

Wegen seiner packenden Bußpredigt halten die Leute Johannes für den erwarteten Messias. Das weist er weit von sich. Er ist nur der Vorläufer, der mit Wasser tauft. Der, der kommt, tauft mit Heiligem Geist und Feuer, sagt Johannes. Er deutet damit auf Pfingsten hin, wenn der Heilige Geist in „Zungen zerteilt wie von Feuer“ über die Jünger kommen wird. Noch ist es nicht so weit. Noch predigt Johannes Buße und ruft zu Umkehr auf. Er warnt sie vor dem Gericht, denn einen Messias der Liebe, Gnade und Vergebung, der Jesus sein wird, kann er sich nicht vorstellen. Sogar uns, die wir Jesu Weg, sein Handeln und seinen Umgang mit den Menschen kennen, fällt es schwer, an Gottes Barmherzigkeit in Jesus Christus zu glauben; und noch schwerer fällt es uns, aus Gottes Liebe zu leben. So ist es kaum verwunderlich, dass Johannes der Tradition der Propheten folgend Gericht predigt, und genauso wenig verwunderlich ist es, dass sein Landesherr Herodes ihn einsperren lässt, um ihn zum Schweigen zu bringen. – Wie gehen wir heute mit denen um, die uns Umkehr predigen, weil sie die Katastrophe sehen, auf die wir zugehen? Hören wir auf sie? Nehmen wir sie ernst und verändern mit Gottes Hilfe unser Verhalten oder stellen wir sie auf ein Podest, weit weg von uns, und machen sie damit unschädlich? Oder warten wir gar auf die geniale Erfindung, die uns rettet?

Hiltrud Schneider-Cimbal

Wir beten

Gott der Liebe, Gnade und Vergebung, öffne mir Ohren und Herz, dass ich höre, mich anrühren lasse, aufbreche aus meiner Bequemlichkeit und mein Verhalten ändere. Hilf Du mir dabei! Amen.

1828 * Emil Frommel, volkstümlicher Pfarrer an der Berliner Garnisonkirche

In Karlsruhe geboren, studierte er in Halle, Erlangen und Heidelberg Theologie und war Pfarrer in Altlußheim, Karlsruhe und Barmen. Hier gründete er einen der ersten gemischten Kirchenchöre. Ab 1869 wirkte der begnadete Prediger an der Garnisonkirche in Berlin, war Feldprediger im Deutsch-Französischen Krieg und Begleiter Kaiser Wilhelms I. Er verfasste zahlreiche Volksschriften. Mit seinem großen erzählerischen Talent begeisterte er alle Volksschichten. Seine zugewandte Menschenfreundlichkeit öffnete ihm viele Türen. 1896 verstarb er in Plön.

1547 † Johannes Hess, Reformator Schlesiens | 1828 * Emil Frommel, volkstümlicher Pfarrer an der Berliner Garnisonkirche  |  1894 † Feofan, Mönch und Seelsorger in Russland | 1924 † Wilhelm Steinhausen, christlicher Maler

6. Januar

Mittwoch | Epiphanias

Spruch: 1. Johannes 2,8b

Lied: EG 70

Altes Testament: Jesaja 60,1– 6

Epistel: Epheser 3,1–7

Evangelium: Matthäus 2,1–12

Wir lesen Lukas 3,21– 38

Wahrer Mensch und wahrer Gott

Dieser Abschnitt des Lukasevangeliums ist interessant, zeigt er doch die Spannung, in der Jesus steht. Einerseits ist Jesus der vom Heiligen Geist gezeugte Sohn Gottes, was bei seiner Taufe bestätigt wird. Der Heilige Geist kommt über ihn und eine Stimme spricht ihm aus dem Himmel zu: „Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.“ Andererseits wird der lange Stammbaum Jesu bis hin zu Adam aufgezählt, der ihn als Mensch ausweist. Eine Einschränkung macht Lukas allerdings: Er weist darauf hin, dass Jesus für den Sohn Josefs gehalten wurde. Ein leichtes Augenzwinkern des Lukas ist hier zu spüren, denn wir, die wir die Weihnachtsgeschichte gelesen haben, wissen ja schon, dass Jesus durch den Heiligen Geist gezeugt wurde. Lukas bringt uns hier Theologie, um die lange gerungen wurde, in Erzählform nahe: Jesus, wahrer Mensch und wahrer Gott. Er macht deutlich: Obgleich Jesus vom Heiligen Geist gezeugt war, lebte und empfand er doch wie wir. Er war ein Mensch, der sich gefreut und gelitten hat, der Schmerz und Leid erfahren hat. Dies ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass wir sagen können, Gott wurde Mensch. Er ist uns nahegekommen und mit seinem Leiden und Sterben ist er in unserem Leiden und Sterben gegenwärtig. Er kennt unsere Situationen und weiß, wie es uns geht, was wir empfinden. Damit ist er nicht mehr der ferne Gott, sondern der, der für mich da ist, der mich versteht und mich als Freund begleitet. – Hinzu kommt, dass Lukas mit der Aufzählung all der Stammväter Jesus hineinstellt in die lange Verheißungsgeschichte Israels. Viele sind uns aus Erzählungen des ersten Testaments bekannt. Mit Jesus wird die Zuwendung Gottes zu den Menschen, die die Stammväter erfuhren, gesteigert. So weit gesteigert, dass Gott selbst Mensch wird und dass so aus dem fernen Gott der wird, der uns nahe ist.

Hiltrud Schneider-Cimbal

Wir beten

Nahegekommen bist Du uns, Gott, in Jesus und bist bei uns in Freud und Leid. Dafür danken wir Dir und bitten Dich, lass uns auch heute Stärkung durch Deine Gegenwart erfahren. Amen.

Orthodoxer Feiertag: Heiliger Abend  |  1852 † Louis Braille, Erfinder der Blindenschrift  |  1919 † Walther Paucker, Märtyrer in Estland  |  1977 † Hanns Lilje, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers

7. Januar

Donnerstag | SA 08:25 SU 16:32 MA 01:23 MU 12:33

Wochenspruch: 1. Johannes 2,8b

Wochenlied: EG 70

Wir lesen Lukas 4,1–13

Zeit der Entscheidung

Vom Geist Gottes bestimmt, den er bei der Taufe empfangen hat, geht Jesus als Erstes in die Wüste. Dort bereitet er sich auf seine Tätigkeit vor und wird dabei auf die Probe gestellt. Wofür wird er seine Macht und seine Möglichkeiten nutzen? Teuflisch flüstert ihm die versucherische Stimme zu: Wenn du Gottes Sohn bist – und das war ihm doch bei der Taufe zugesagt worden –, dann kannst du doch … dieses für dich nutzen! Dann brauchst du nie mehr zu hungern, dann kannst du die Macht über die ganze Welt haben und unbeschadet deinen Ruhm genießen! Willst du dich nicht für diesen Weg entscheiden? Mit drei Schriftzitaten als Antwort weist Jesus dieses Ansinnen zurück und entscheidet sich voller Vertrauen und Gehorsam für den Weg Gottes mit ihm: Er wird für das Heil der Menschen leben und sterben. So ist der Heilsplan Gottes! – Wie entscheiden wir uns, wenn wir in eine ähnliche Versuchung geraten? Geht uns der Wohlstand über alles – auch, wenn er auf Kosten anderer Menschen geschieht? Ist uns die berufliche Karriere so wichtig, dass wir dafür aus der Kirche austreten? Vor dieser Entscheidung standen manche in der DDR-Zeit. Meinen wir, es geht gegen unsere Ehre, wenn wir uns zum Glauben an Gott bekennen? Die drei Grundversuchungen der Menschen, Hunger, Macht und Ruhm, sind in abgewandelter Form immer wieder da. Möchten wir ihnen widerstehen können! Aus Dankbarkeit für die Entscheidung Jesu, uns zum Heil!

Wilfried Blümner

Wir beten Herr unser Gott, gib uns die Kraft standzuhalten, wenn die Stunden der Versuchungen kommen. Lass uns dann auf Deinen Sohn Jesus Christus blicken, der für uns einen Weg gegangen ist, der ihn bis ins Leiden und Sterben führte. Lass uns in Dankbarkeit daran denken! Amen.

Orthodoxer Feiertag: Christfest Während wir Heiligabend und Weihnachten am 24. und 25. Dezember feiern, begehen zahlreiche orthodoxe Kirchen Christi Geburt erst am 6. und 7. Januar. Der Grund dafür sind unterschiedliche Kalender. Wir feiern nach dem „neuen“ gregorianischen Kalender, der in Europa seit 1582 benutzt wird. Die russisch-orthodoxe und die serbisch-orthodoxe Kirche hielten dagegen am alten julianischen Kalender fest und feiert dementsprechend 13 Tage später, am 6. und 7. Januar. Es ist für sie das zweitwichtigste Fest nach Ostern.

Orthodoxer Feiertag: Christfest | 303/304 † Die Märtyrer der heiligen Bücher in Nordafrika | 1529 † Peter Vischer, Nürnberger Bildgießer | 1590 † Jakob Andreä, Theologe aus Württemberg | 1692 kommt August Hermann Francke nach Halle

8. Januar

Freitag | SA 08:25 SU 16:33 MA 02:46 MU 12:54

Wochenspruch: 1. Johannes 2,8b

Wochenlied: EG 70

Wir lesen Lukas 4,14 – 21

Heute beginnt das Gnadenjahr

Immer wieder betont Lukas, dass es der Geist Gottes ist, der Jesus zum Handeln treibt. Selbstverständlich nimmt Jesus teil an den Synagogengottesdiensten. In ihnen ist er – wie jeder erwachsene Mann – nach der Schriftlesung zum Lehrvortrag berechtigt. So lässt er sich auch während des Gottesdienstes in seiner Heimatstadt Nazareth, in die er zurückgekehrt ist, die Schriftrolle geben. Dort „findet“ er die Stelle, in der der Prophet Jesaja von dem „Gesalbten des Herrn“ spricht, der zur Befreiung der Gefangenen und Verzagten kommen wird. Wie wird Jesus diese Worte auslegen? Er sagt nur einen Satz: „Heute ist dieses Wort erfüllt vor euren Ohren.“ Und das heißt: Jetzt, mit mir, ist die Zeit gekommen, dass den Armen das Evangelium gepredigt wird. Ich bin der Erwartete. Mit mir werden die Blinden sehen und die Gefangenen frei sein. Jetzt beginnt das Jahr der Gnade, die Zeit des Heils. So kündigt er es programmatisch an. Wie werden seine Zuhörer darauf reagieren? – Wir wissen, dass sich dann mit dem gesamten Leben und Sterben Jesu erfüllte, was hier in Nazareth zu Beginn seines Wirkens angesagt wurde. Wir wissen aber auch, dass sich das „Heute“ immer wieder ereignen kann. Immer dann, wenn verzagte Menschen heute die frohe Botschaft hören und loskommen von dem, was sie gefangen hält. Immer dann, wenn heute Niedergeschlagene aufgerichtet werden und „Blinde“ wieder Hoffnung sehen. Immer dann beginnt für sie heute das „Gnadenjahr des Herrn“.

Wilfried Blümner

Wir beten

Herr Jesus Christus, wir bitten Dich, dass das kommende Jahr für viele Menschen ein „Gnadenjahr“ wird, in dem sie durch die frohe Botschaft von Dir frei werden von dem, was sie bedrückt und gefangen hält. Gib ihnen jeden Tag neu Mut und Hoffnung. Amen.

Das Gnadenjahr des Herrn

Nach 3. Mose 25 sollte in Israel alle 50 Jahre ein „Erlassjahr“ sein, auch „Halljahr“ oder „Jobeljahr“ genannt, weil es mit dem Hall der Hörner (Widderhorn hebräisch: jobel) eröffnet wurde. Ein Jahr der Befreiung sollte es sein für alle, die verschuldet waren. Grund und Boden sollten zurückerstattet und die durch Verschulden in Sklaverei Geratenen frei sein. Darauf nimmt Jesus Bezug, als er den Beginn seines Wirkens als Beginn des „Gnadenjahres“ bezeichnet. Durch ihn werden Menschen Befreiung erfahren, und zwar im umfassendsten Sinne. Gottes Gnade steht dahinter.

482 † Severin, Glaubensbote in Bayern  |  1642 † Galileo Galilei, Naturwissenschaftler

9. Januar

Sonnabend | SA 08:24 SU 16:35 MA 04:11 MU 13:20

Wochenspruch: 1. Johannes 2,8b

Wochenlied: EG 70

Wir lesen Lukas 4,22 – 30

Staunen – Zweifel – Wut Mit Staunen werden die Worte zur Kenntnis genommen, die Jesus in der Synagoge seiner Heimatstadt sagt. Aber dann kommen bei den Zuhörern die Zweifel: Ist das nicht Josefs Sohn? Wir kennen ihn doch von Kindheit an! Und er behauptet, der „Gesalbte Gottes“, der Messias zu sein? Dann soll er das durch Wunder beweisen! Jesus tut es nicht, wie er es auch später ablehnt, Zeichen zu tun als vorhergehenden Beweis für die Richtigkeit des Glaubens an ihn. Und er reagiert mit einem Sprichwort: Kein Prophet gilt etwas in seinem Vaterland – wie auch ein Arzt sich nicht selbst und seinen Angehörigen helfen kann. Und so wird er sich auch anderen, den Fremden, den Heiden zuwenden. So, wie sich einst Elia der Witwe im heidnischen Sidon zuwandte und Elisa den Syrer Naemann heilte. Daraufhin schlägt das ungläubige Staunen seiner Zuhörer in Wut um. Sie wollen ihn wie einen Gotteslästerer steinigen und von einem Felsen werfen. Aber Gott bewahrt ihn, damit er tun und vollenden kann, wozu er auserwählt wurde. – Jesus ist niemals nach Nazareth zurückgekehrt. Kann es womöglich auch heute ein „Zu spät“ geben, wenn ihm in der Stunde der Entscheidung der Glaube versagt bleibt? Um andere Menschen ist Gott nicht verlegen. Glauben ist Vertrauen. Ohne dieses geht es nicht. Durch vorhergehende Beweise entsteht kein Vertrauen. Es muss gewagt werden. Erst dann zeigt sich, ob der Glaube richtig ist.

Wilfried Blümner

Wir beten Gott, schenke uns, dass wir der Botschaft Deines Sohnes vertrauen können. Lass uns nicht Anstoß nehmen an seiner Menschlichkeit, sondern mit Staunen und Dankbarkeit erkennen, wie nah und helfend Du uns dadurch wurdest. Wecke auch heute Glaube bei denen, die fern sind von Dir. Amen.

Kloster auf dem Monte Cassino Benedikt von Nursia gründete im Jahr 529 auf dem Monte Cassino ein Kloster und verfasste für die Gemeinschaft eine Klosterregel, die zur Grundlage für den nach ihm benannten Benediktinerorden wurde. Im Mittelalter war Montecassino eines der bedeutendsten geistlichen Zentren. Am 15. Februar 1944 wurde das Kloster durch einen alliierten Bombenangriff bis auf die Grundmauern zerstört, obwohl es nicht von der deutschen Wehrmacht besetzt war. Dabei starben über 200 Mönche und Flüchtlinge. Nach 1945 wurde es wieder aufgebaut.

529 Kloster auf Monte Cassino durch Benedikt gegründet  |  1548 † Matthäus Zell, Reformator in Straßburg  |  1560 † Johann Laski, Reformator in Ostfriesland und Polen (ev. Gedenktag; Sterbetag: 8.1.) | 1908 † Wilhelm Busch, ev. Dichter und Zeichner  |  1925 Schwarzes Kreuz gegründet | 1939 † Hermann Menge, Bibelübersetzer

10. Januar

Sonntag | 1. Sonntag nach Epiphanias

Wochenspruch: Römer 8,14

Wochenlied: EG 410 oder 441

Altes Testament: Jesaja 42,1– 9

Epistel: Römer 12,1– 8

Evangelium: Matthäus 3,13 –17

Wir lesen Psalm 72

Der Himmel geht über allen auf

Das wäre doch eine gute Lösung für eine friedlichere Welt. Der allmächtige Gott delegiert sein Recht an unsere Obrigkeit und seine Gerechtigkeit an die ausführenden Organe. Ob dann den Elenden Recht gesprochen wird, die Berge für das Volk Frieden und die Hügel Gerechtigkeit bringen, wird man sehen. Aber unserer Welt würde es doch guttun, wenn wir mehr Gerechtigkeit bekommen und behindernde Unterschiede abgebaut würden. Es wäre doch sehr entlastend, wenn Vorurteile nicht die Meinungsmacher und die Unzufriedenheit nicht das Thema wären. Vorerst sieht es nicht nach dem aus, was der Beter erhofft. Aber nun liegt ja zwischen der Zeit, in der durch den Beter diese Bitte ausgesprochen wurde, und heute einiges dazwischen. Unter anderem die Berichte von dem Wanderprediger Jesus, der von den Bergen und Hügeln den Frieden und die Gerechtigkeit gepredigt und sie uns selbst vorgelebt hat. Aber auch in seiner Zeit sind die Gerechtigkeit und der Friede nicht vom Himmel gefallen. Er hat die Menschen seliggepriesen, die den Frieden herbeiführen, und alle diejenigen, die sich für die Gerechtigkeit einsetzen. Es ist auch bei der Predigt vom Berg keine Rede davon, dass alles von alleine kommt. Wir Menschen sind selbst gerufen. Auch der Beter des Psalms lässt in den folgenden Versen keinen Zweifel, dass es ohne uns Menschen und unsere Aktivitäten nicht geht. Selbst die Berge und Hügel sind nicht einfach nur da. Sie können ganz schön in Bewegung geraten. Auf ihnen kann es grünen und blühen. Tiere und Menschen können Schutz suchen. Gottes Recht und Gerechtigkeit unter uns braucht Menschen, die sich dafür einsetzen, dass gelingt, was verheißen ist. Zum Beispiel, dass den Armen geholfen wird und die Bedränger nicht in der Überzahl sind. Jeder Ruf nach Gerechtigkeit braucht eine helfende Hand und jede Rechtssprechung Menschen, die sie zum Wohle des Einzelnen umsetzen. So gesehen lädt unser Glaube an den rettenden und gerechten Gott schon hier im Leben Menschen ein, selbst tätig zu werden.

Martin-Michael Passauer

Wir beten

Treuer Gott, Deine Verheißungen zeigen Perspektiven auf, die uns guttun. Öffne uns die Augen, damit wir Dein Recht und Deine Gerechtigkeit in dieser Welt entdecken und leben. Amen.

um 165 † Karpus und Papylus, Märtyrer in Kleinasien  |  1356 Goldene Bulle  |  1514 Neues Testament erstmals vollständig gedruckt | 1531 Reformation in England

11. Januar

Montag | SA 08:23 SU 16:37 MA 06:54 MU 14:38

Wochenspruch: Römer 8,14

Wochenlied: EG 410 oder 441

Wir lesen Lukas 4,31– 37

Wie in Zeitlupe

Bei manchen Filmen wird die Zeitlupentechnik eingesetzt, um zentrale Motive besonders effektvoll darzustellen. Das ist manchmal kitschig und mit melodramatischer Musik untermalt, aber hat seine eigene Wirkung. – Ich stelle mir vor, wie die Szene mit Jesus und dem unreinen Geist auch in Zeitlupe wiedergegeben wird: Noch in normaler Geschwindigkeit lehrt Jesus zu Beginn seines Wirkens die Menschen und sie wundern sich über die Kraft seiner Worte. Und dann ist da der Mensch mit dem unreinen Geist: Der Dämon schreit Jesus an, weil er ihn erkennt. Jesus gebietet ihm still zu sein und auszufahren. Und dann setzt die Zeitlupe ein: ein letztes Aufbäumen des Geistes und er weicht aus dem Menschen. Wieder in normaler Geschwindigkeit die ungläubige Reaktion der Menge und das Verbreiten dieser Tat. – Viel könnte man darüber nachdenken, was mit Dämon gemeint ist, wie das Krankheitsbild des Menschen heute gedeutet würde, wie diese Heilung konkret vollzogen wurde. Was aber in der Mitte steht und eine verlangsamte Sicht verdient: Das Böse weicht vor dem Guten. Der Gute – Jesus und somit Gott selbst – ist stärker als das Böse. Gerade in Zeiten, wenn Böses mich heute erreicht, hilft mir diese Vorstellung: Ich trete kurz aus den Gesetzen von Zeit und Raum heraus und darf erkennen: Das Böse wird weichen und nicht in alle Ewigkeit Macht besitzen.

Stephan Zeipelt

Wir beten

Jesus Christus, Du hast Macht über das Böse. Wenn uns im Leben Leid und Not treffen: Lass uns erkennen, dass Du neben uns stehst und stärker bist als alles, was wider uns steht. Amen.

Allianzgebetswoche

Heute ist der erste Wochentag der diesjährigen Allianzgebetswoche. Angeregt wurde diese bei der Gründungsveranstaltung der Evangelischen Allianz 1846. Dieser Zusammenschluss von Christen aus aller Welt hat das Ziel, die Einheit der Christen trotz unterschiedlicher Kirchenzugehörigkeit voranzutreiben. In der Gebetswoche, die zum ersten Mal 1861 durchgeführt wurde, kommen in verschiedenen Gemeinden Menschen zusammen, um deutlich zu machen, wer letztlich die Einheit begründet: Jesus Christus.

1546 † Ernst der Bekenner, Förderer der Reformation in Niedersachsen | 1846 erste Allianzgebetswoche angeregt | 1943 † Karl Hesselbacher

12. Januar

Dienstag | SA 08:22 SU 16:39 MA 08:03 MU 15:36

Wochenspruch: Römer 8,14

Wochenlied: EG 410 oder 441

Wir lesen Lukas 4,38 – 44

Hauptsache, die Hauptsache bleibt die Hauptsache

„Hauptsache gesund!“ – Ein Ausspruch, mit dem viele gerade am Beginn eines Jahres auf die Frage nach ihren Wünschen antworten. Die Sehnsucht nach Gesundheit ist aber ein Zeichen dafür, dass sie eben so gar nicht selbstverständlich ist. Und die Frage muss auch gestellt werden: Ist es die Hauptsache, gesund zu sein? Denn dann wäre man im Fall einer Krankheit die Hauptsache los. Das Leben bestünde dann nur noch aus Nebensächlichkeiten und der Trauer, die Hauptsache nicht (mehr) zu haben. Wenn wir von Jesus lesen, dass er viele Menschen geheilt hat, muss man auch immer dabei sagen: Er hat nicht alle geheilt, nicht alle Krankheiten ein für alle Mal beseitigt. Sie sind weniger Wunder als vielmehr Zeichen. Bei einem Wunder steht die Sache im Vordergrund, bei einem Zeichen ist sie Hinweis auf mehr. Die Heilungen und wundersamen Zeichen waren nicht Jesu Hauptsache, sondern nur Hinweise auf die eigentliche Hauptsache seines Kommens: das Evangelium, die gute Nachricht von Gottes Zuwendung zu seiner Schöpfung und seinen Geschöpfen – ob gesund oder krank – zu verdeutlichen. Somit kann vielleicht eine Antwort auf die Frage nach den Wünschen für das neue Jahr lauten: „Gesundheit wäre schön, aber die Hauptsache ist, sich in allem, was kommt, von Jesus begleitet zu wissen.“

Stephan Zeipelt

Wir beten

Jesus Christus, geh mit uns in das vor uns liegende Jahr und lass uns Deine Nähe spüren. Und wenn Du willst: Heile uns und unsere Lieben von unseren Leiden. Amen.

Unterricht mit „Kopf, Herz und Hand“

Heute vor 275 Jahren wurde Johann Heinrich Pestalozzi geboren. Er war ein Schweizer Pädagoge und Schulreformer der Anschauungspädagogik, der als Vater der modernen Volksschule gilt. Er setzte sich für die Bildung von Kindern aller sozialen Schichten ein und vertrat einen ganzheitlichen Ansatz für einen Unterricht mit „Kopf, Herz und Hand“. Besonderes Augenmerk richtete Pestalozzi auf eine Elementarbildung der Kinder, die schon vor der Schule in der Familie beginnen sollte. Er starb im Alter von 81 Jahren.

533 † Remigius von Reims, Bischof in Gallien (ev. Gedenktag; Sterbetag: 13.1.) | 1746 * Heinrich Pestalozzi | 1981 † Otto Haendler, evangelischer Theologe und Psychologe | 1982 Lima-Papier

13. Januar

Mittwoch | SA 08:22 SU 16:40 MA 08:57 MU 16:45

Wochenspruch: Römer 8,14

Wochenlied: EG 410 oder 441

Wir lesen Lukas 5,1– 11

Lebenswende – Zeitenwende

Das Bild der Fischer, die sich mühen, die übervollen Netze einzuholen, hat sich mir in Kindertagen eingeprägt. Mit Staunen und Freude verbunden: wunderbar! Heute lese ich vielschichtiger und staune nicht minder: Die Menge der Menschen rückt Jesus auf den Leib, sodass er vom Boot aus weiterlehrt. So wird der Menschenfischer Simon künftig lehren und wirken. Doch zuvor erschüttert der Fang in der Begegnung mit Jesus sein Leben und seine Existenz. Die Netze beginnen zu reißen und die Boote zu sinken. Miteinander schaffen sie es gerade eben. Alle sind starr vor Schrecken. Simon findet Worte in der ihn überwältigenden Nähe Gottes. Er wehrt sich, wehrt ab. Ihn, den Meister, den Kyrios. Auf den er sich doch eingelassen hat. Fürchte dich nicht! Erst Jesu Worte lösen die Gefährdung und den Schrecken auf. Sie weisen ihn in seinen neuen Beruf. Alle drei folgen ihm, Jesus, fraglos. Sie verlassen alles, Boote, Netze, Haus, Familie. Gerufen, berufen durch Gottes Wort aus Jesu Mund. Zur Nachfolge ermächtigt. In der Szene am See spiegelt sich die Zeit der Kirche. Der hörende und sehende Simon wird bereits hier als Petrus eingeführt. Sie werden Menschen fangen. Sie werden sie in ein neues Leben rufen. In die Nähe Gottes, zu ihrem Heil. Mir fällt Jesaja ein, seine Berufung. Lukas, der Grieche, kennt die Schriften. Wir dürfen folgen. Fürchtet euch nicht!

Ulrike Schilling

Wir beten

Jesus Christus, Lukas nimmt uns mit auf Deinen Weg, und Du sendest uns aus in Deiner Nachfolge. Hilf uns in unseren Berufen, in unserem Tun und Lassen Deiner Berufung zu folgen. Amen.

Hilarius von Poitiers (* um 315; † um 367)

Hilarius, philosophisch gebildet, ließ sich 345 taufen, wurde zum Priester geweiht und 350 in Poitiers zum Bischof gewählt. Martin von Tours wurde sein Schüler. Den Beschlüssen des Konzils von Nizäa folgend lehnte er die kaiserlich-arianische Richtung ab. Er wurde nach Kleinasien verbannt, kehrte 360 zurück nach Poitiers. Er schrieb u. a. den ältesten erhaltenen Matthäuskommentar, im Exil verfasste er eine bis ins Mittelalter verbreitete Darstellung „De Trinitate“, legte Psalmen auf Christus hin aus. Damit prägte er das christliche Denken des Westens wesentlich.

um 367 † Hilarius von Poitiers, Bischof in Gallien  |  1527 Reformation in Schweden  |  1823 † Matthias Jorissen, Psalmen- und Liederdichter

14. Januar

Donnerstag | SA 08:21 SU 16:42 MA 09:37 MU 18:01

Wochenspruch: Römer 8,14

Wochenlied: EG 410 oder 441

Wir lesen Lukas 5,12 –16

Ich will.

Ausgesetzt. Ausgesetzt dem Aussatz, einer wie immer gearteten unansehnlichen Hautkrankheit, ausgesetzt aus der Gemeinschaft, isoliert, vermutlich auf erbettelte Gaben angewiesen, fristet der Mann sein Dasein. Menschen, die sich ihm nähern, muss er warnen, vor sich warnen, „unrein“ rufen. Oder ein entsprechendes Schild vor sich hertragen. – Immer wieder sind im Krankenhaus Menschen isoliert. Das Pflegepersonal, die Besucher, alle müssen sich „verkleiden“ mit Kittel, Handschuhen, Mundschutz und Haube. Das Ankleiden dauert. Das Krankenzimmer wird deutlich seltener betreten. Ausgesetzt, ausgeschlossen, so erleben sich die Betroffenen, die auch von ihren Angehörigen nur die Augenpartie sehen können. Sie dürfen das Zimmer nicht verlassen. Sie müssen warten, bis Keime oder Viren sich nicht mehr nachweisen lassen. Bis sie wieder rein sind. Oder ihre Umgebung nicht mehr gefährden. – Für den Mann gab es diese Aussicht nicht. Bis er Jesus sieht, von dem er gehört haben muss. Ihm traut er alles zu: Herr, willst du, so kannst du mich reinigen. Dass Jesus ihn anfasst, berührt, muss ihn erschüttern. Ich will, sagt Jesus, sei rein! Die offizielle Bestätigung muss noch erfolgen, sie wird folgen. Ich will. Die Aussage Jesu berührt mich, macht mir Gänsehaut. Jesus will und er tut es. Mit seiner Hand löst er den Aussatz und die Isolierung auf.

Ulrike Schilling

Wir beten Gott, ausgesetzt, krank zu sein, isoliert zu sein, macht Angst. Macht mir Angst. Mach Du mich rein, halte mich in der Gemeinschaft der Menschen. Lass mich nicht verloren sein. Amen.

Karl Friedrich von Gerok (* 30.1.1815 in Vaihingen; † 14.1.1890 in Stuttgart) Der Pfarrerssohn wurde seinerseits Theologe und bekleidete zahlreiche Ämter in der Kirche in Württemberg. 1857 erschienen die „Palmblätter“, religiöse Lyrik zu biblischen Versen und Erzählungen, gegliedert in: Heilige Worte, Heilige Zeiten, Heilige Berge, Heilige Wasser. Ein Beispiel: „Berge fallen, Hügel weichen, / Deine Gnade weichet nicht: / Nach dem hellen Bundeszeichen / Heb ich hoffend mein Gesicht; / Noch aus finstern Todeswogen / Schau ich nach dem Friedensbogen, / Steur’ ich hin zur Gottesstadt / Auf dem ewgen Ararat“ (Ararat, 1. Mose 8, letzte Strophe).

Orthodoxer Feiertag: Beschneidung des Herrn | 1691 † George Fox, Quäker in England (ev. Gedenktag; Sterbetag: 13.1.) | 1683 * Gottfried Silbermann | 1887 Oberlinhaus Potsdam beginnt die Arbeit an Taubblinden | 1890 † Karl Gerok, religiöser Lyriker | 1892 * Martin Niemöller

15. Januar

Freitag | SA 08:20 SU 16:43 MA 10:07 MU 19:18

Wochenspruch: Römer 8,14

Wochenlied: EG 410 oder 441

Wir lesen Lukas 5,17– 26

Jetzt

Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, jetzt ist die Zeit des Heils! In einer der Städte, an einem der Tage: Jesus ist unterwegs und lehrt und heilt. Sein Ruf hat sich verbreitet. Aus der ganzen Umgebung hat es die Pharisäer und Gesetzeslehrer neugierig gemacht, auch misstrauisch, und zu ihm gezogen. Die Männer, die ihren kranken Freund herbeitragen, sind erfinderisch. Sie nehmen den Weg über das Dach. Und platzieren ihn vor Jesu Füßen. Genau in die Mitte! Mit der Kraft Gottes hat Jesus auch die Gabe, in ihre Herzen zu sehen. Er sieht ihren Glauben und spricht: „Mensch, deine Sünden sind dir vergeben!“ Jetzt wird es möglich, aufzustehen, zu laufen, nach Hause zu gehen und Gott zu preisen. Das, was war, zählt nicht; was zählt, ist die Gegenwart und die Zukunft. Jesus fragt nicht nach dem Ursprung des Leidens und der Sünde, sondern eröffnet Hoffnung. Er antwortet auf ihren Glauben. Auf unseren Glauben. Da können Lasten von der Seele fallen, da kann Lähmendes abgelegt werden. Das ist ein Wunder und bleibt ein Wunder: „Unglaubliches haben wir heute gesehen!“ Die Fragen kommen in der Not: „Was habe ich falsch gemacht? Womit habe ich das verdient?“ Das Quälende loszulassen, fällt schwer. Schuld zu bekennen, Schuldgefühle anzuerkennen und doch den neuen Weg zu wagen, braucht mein Vertrauen. Und Zuspruch. Und andere in meiner Nähe. Jetzt.

Ulrike Schilling

Wir beten

Gott, mach mir Mut, auf Dich zu setzen, auf Jesu heilendes und vergebendes Wort. Stärke meinen Rücken. Lass abfallen, was mich bedrückt. Komm mir in anderen entgegen. Heute. Amen.

Maurus (* ca. 500/512 in Rom; † 584? in Gallien)

Nach der Lebensbeschreibung Benedikts von Nursia durch Gregor den Großen in dessen Dialogen war Maurus der Lieblingsschüler des Ordensgründers. Er trat in Benedikts Kloster Subiaco ein und wurde, als dieser das Kloser Monte Cassino gründete, dessen Nachfolger als Abt von Subiaco. Einem Bruder des Konvents soll er das Leben gerettet haben, als dieser zu ertrinken drohte, und dabei über das Wasser gegangen sein. In der Volksreligiosität gilt er als Schutzheiliger gegen Rheuma und Erkältungskrankheiten.

1919 † Traugott Hahn, Märtyrer in Estland (ev. Gedenktag; Sterbetag: 14.1.) | 1929 * Martin Luther King | 1949 † Jakob Künzler

16. Januar

Sonnabend | SA 08:19 SU 16:45 MA 10:30 MU 20:33

Wochenspruch: Römer 8,14

Wochenlied: EG 410 oder 441

Wir lesen Lukas 5,27– 32

Komm mit!

So mag man es sich vorstellen: dass in den Gemeinden darüber gesprochen wurde, wie Petrus und Jakobus und Johannes einfach mit Jesus mitgezogen sind. Dass sie alles stehen und liegen ließen. Und Levi genauso. Der dann sein Haus geöffnet hat, eingeladen zum Essen und Feiern. Der alles zur Verfügung gestellt hat für die neue Gemeinschaft gemäß dem Ideal des Lukas. Eine bunte Gesellschaft. Viele. Die Pharisäer qualifizieren „die anderen“ als Sünder und befragen die Jünger missbilligend nach dem Warum. Komm mit! Iss mit uns! Lass dich auf uns ein! Wir haben es gut miteinander. – Die Gemeinde hat sich gefunden und lädt ihrerseits ein. Jesu Votum ist bis heute ein Kriterium von Nachfolge für Kirche und Seelsorge: die anzusehen, nach denen zu schauen, denen es schlecht geht, die bedürftig sind, die nicht für sich selbst sorgen können, die keine Lobby haben. Ein schlagendes Argument, das um die Pharisäer wirbt, um ihr Einverständnis. Und auch um uns. Wo Menschen miteinander feiern, gelingt das am besten. Dass Verstehen beginnen kann, dass ein Gefühl von Zugehörigkeit entsteht. Teilhabe ist ein hoher Anspruch. Hinsehen und einladen. Es gibt sie, die das einfach machen, die loslegen ohne große Worte. Vorbilder, von denen wir erzählen. Und die, die sich freuen, die sich mitnehmen lassen. Orte, an denen sich neues Miteinander ereignet. Komm mit!

Ulrike Schilling

Wir beten

Jesus Christus, Du hast gesehen, gesprochen und gehandelt. Nimm uns mit, mit unseren Stärken und mit unseren Schwächen. Mit unserer eigenen Sehnsucht nach Nähe und Gemeinschaft. Amen.

Georg Spalatin (* 1484 in Spalt; † 1545 in Altenburg)

Der „Steuermann der Reformation“ hat großen Anteil an der Durchsetzung der „Luthersache“. Als Geheimsekretär des Kurfürsten Friedrichs des Weisen lenkte er die Geschicke der frühen Reformation in Wittenberg. 1525 wurde er Pfarrer und Superintendent in Altenburg. Er hat Schriften Luthers und Melanchthons ins Deutsche übersetzt und sich als Geschichtsschreiber der sächsischen Geschichte und Biograf seiner Kurfürsten hervorgetan. Zeitlebens blieb er in Kontakt und im Briefwechsel mit den Wittenberger Reformatoren. Luther beklagte seinen Tod.

1545 † Georg Spalatin, Reformator in Sachsen  |  1920 Völkerbund konstituiert  |  1987 † Georges Casalis, französischer evangelischer Theologe

17. Januar

Sonntag | 2. Sonntag nach Epiphanias

Wochenspruch: Johannes 1,16

Wochenlied: EG 74 oder 398

Altes Testament: 2. Mose 33,18 – 23

Epistel: 1. Korinther 2,1–10

Evangelium: Johannes 2,1–11

Wir lesen Psalm 40

Eine praktische Hilfestellung

Was für eine tröstende Geschichte! Allen Menschen, die in Not, Angst oder Erstarrung leben, sollten wir diesen Psalm schenken. Satz für Satz, Bild für Bild sind laut zu lesen und anzusehen. Hier redet einer, der in den tiefsten Tiefen seines Lebens gelebt haben muss. Tiefer geht es wohl nicht. Da ist von einer grausigen Grube die Rede, voller Schmutz und Schlamm, von Schreien und Verzweiflung. Bilder, die – obwohl sie schon lange vor unserer Zeit beschrieben wurden – ausdrücken können, was viele von uns auch schon erlebt haben. Ich war richtig abgestürzt, würden wir heute sagen. In dieser Situation Beistand zu leisten oder geeignete Worte zu finden, gehört zu den schwersten Aufgaben. Neben vielen anderen Ermutigungen bietet der Psalm vor allem zwei Hilfestellungen an. Wer den Boden unter den Füßen verloren hat, braucht einen Felsen, auf dem die Füße wieder sicher treten können. Zusätzlich braucht er ein neues Lied, damit die Schreie, die aus seinem Mund kommen, eine andere Tonart bekommen. Einen festen Grund unter den Füßen und ein Loblied auf den Lippen. Zwei Bilder, zwei Hilfestellungen, die wir alle leisten können. Von dem Grund, auf dem wir stehen, erzählt die Bibel vom ersten Satz an: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Das ist der Grund, der Felsen, auf dem diese Erde und unser Leben ruhen. Davon haben wir zu erzählen. Und anzustimmen ist ein anderes Lied als das, was anhaltend um uns herum gesungen wird. Diese Melodie könnte einen anderen Klang in die Welt bringen. Unsere Gottesdienste sind, so gesehen, Übungsstunden für den Glauben. Wir erinnern uns an den Grund, auf dem wir stehen, und singen gemeinsam ein neues Lied. Bei beidem geht es nicht darum, ob wir richtig oder falsch liegen, sondern darum, ob wir beidem in unserem Leben genügend Raum lassen. Denn wer selbst Kraft hat, kann andere stärken. Und da sind wir reich beschenkt.

Martin-Michael Passauer

Wir beten

Herr, Du treuer Gott, wir sind durch Dich so reich beschenkt worden. Mache uns stark, damit wir von diesem Reichtum viel abgeben und auch anderen Gutes tun können. Amen.

356 † Antonius, Mönchsvater in Ägypten | 395 † Theodosius, römischer Kaiser (erhob das Christentum zur Reichsreligion und verbot das Heidentum) | 1562 Toleranzedikt von St. Germain

18. Januar

Montag | SA 08:17 SU 16:48 MA 11:04 MU 22:55

Wochenspruch: Johannes 1,16

Wochenlied: EG 74 oder 398

Wir lesen Lukas 5,33 – 39

Carpe Jesum!

Genieße Jesus. „Unser Leben sei ein Fest, Jesu Geist in unserer Mitte, Jesu Werk in unseren Händen, Jesu Geist in unseren Werken.“ Welche Maßstäbe sollen in den jungen Gemeinden gelten, welche Bräuche eingehalten werden? Ja, vieles ist neu und anders geworden und will verstanden werden. Kompromisse taugen nichts, das zeigen die Gleichnisworte. Es gibt die Zeit der Freude und die Zeit der Trauer, Zeit zu feiern und Zeit zu fasten. Fasten kann heute auch eine Weise sein, Jesu Gegenwart neu zu erfahren, ihm die Gedanken zu widmen, sich ihm und seinem Wirken zu überlassen. Altes loszulassen, Neues einzulassen in das eigene Leben. Spirituelle Rückzugszeiten können beglückend sein und ins Loben führen, in die Feier. Es ist schön, solche Erfahrungen auszutauschen, zu teilen, Gleichgesinnte zu finden. Miteinander auf dem Weg zu sein, auf der Suche nach dem, was trägt. Sich an neuen Kleidern zu freuen, den neuen Wein sachgemäß zur Reife zu bringen. Alten Wein schätzen – das dritte Bildwort fällt aus der Reihe. Besondere Gottesdienste benötigen viel Vorbereitung – sich in der Gegenwart mit den eigenen Fragen unter die Wegweisung Jesu zu stellen und motivieren zu lassen. Lukas möchte seine Gemeinden bestärken, indem er ihnen Kriterien an die Hand gibt. Und Konfliktstoff aufzeigt. Die Energie geht ins Fest, in die Freude, in die Freiheit. Carpe Jesum!

Ulrike Schilling

Wir beten Jesus Christus, Dein Bild der Hochzeitsgäste, die mit dem Bräutigam feiern, gefällt mir. Als Bild von Freude und Überschwang, von Freundschaft und Vertrautsein. Mit festlichen Kleidern und gutem Wein. Amen.

Margareta von Ungarn (* 1242? auf Burg Klissza; † 18.1.1270 in Budapest)